Nachbericht: Design to Business Jahreskonferenz, am 12. Dezember in Wiesbaden

Neue Wege zu Innovation und Wertschöpfung

12. Dezember 2017 im Schlachthof in Wiesbaden

Der Schlachthof ist bestuhlt, die große Bühne erstrahlt in lila und violett. An den Wänden haben sich viele Design-Büros mit einer tollen Auswahl ihrer Arbeit platziert. Ein langer und sehr inspirierender Tag liegt vor uns:

Das Grußwort hielt Tarek Al-Wazir, der hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung in seiner Form als Schirmherr des Netzwerks Design to Business. Der Mann wirkt nicht nur sehr sympathisch, sondern kann auch sehr gut reden und bringt vieles genau auf den Punkt. Er berichtete von steigenden Umsatzzahlen im Kreativbusiness in Hessen und bemerkt, dass mittelständische Unternehmen es inzwischen erkannt hätten, dass Design-Leistungen professionell sein müssen. Die Zeit, in der Logos von der Cousine des Nachbarn gestaltet wurden, sei vorbei. Heute werden Design-Agenturen beauftragt.
Der anschließende Eröffnungstalk bekräftigt dies, hebt den Kreativstandort Hessen hervor und weißt auf den 2. Kreativwirtschaftstag in Frankfurt am 16.3.2018 hin.

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>>  Einblick >> Digital Industrial – Mensch & Maschine in der Intralogistik

Foto 12.12.17, 10 57 26Sehr interessant war die darauffolgende Präsentation einer tolle Zusammenarbeit zwischen dem Maschinenbauingenieur Stefan Deuser, von FlexLink Systems aus Offenbach und seinem Industriedesigner Wolf Udo Wagner vom Studio Wagner aus Frankfurt. Mit gutem Design ist man einfach stärker: der Maschinenbauer hat sich mit einer (für Maschinenbauer fertigen) Produktidee an den Produktdesigner gewandt. Gemeinsam haben sie eine innovative, digital vernetzte Logistik-Lösung erfunden, die Mensch und Maschine auf intelligente Art zusammenarbeiten lässt.

Impulse: Neue Wege zu Innovation und Wertschöpfung

>> ein selbstbewusster Marken Auftritt – was Design leisten kann

Ein schönes Beispiel für eine tolle Webpräsenz, die nach außen hoch professionell und vertrauensbindend wirkt, nach innen stärkend und stolz macht, gab Verena Schuhmacher, von Schuhmacher – Brand + Interaction Design.
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>> Digitalisierung – erfolgreicher durch Kollaboration

Wolfgang Henseler von Sensory-Minds sprach in seinem Vortrag auf eindrucksvolle Art davon, dass, „if we don’t collaborate, we will die“ („wenn wir nicht kollaborieren, werden wir sterben“) und brachte dazu Beispiele von Tinder, Uber und Airbnb. Haben früher die Großen die Kleinen geschluckt, können sich heute viele Kleine gemeinsam großmachen und den alten Großen das Leben ganz schön schwer machen.

Sehr schön, denn nach diesem Prinzip der Kollaboration können wir in der AGD gemeinsam an Zielen arbeiten und uns gegen große Agenturen oder gar Konzerne erfolgreich behaupten

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>> Innovation und Inszenierung – das Produkt Stahl erlebbar machen

Ulrike Polens von HDW Partner präsentierte, wie faszinierend Stahl sein kann und wie man diese Faszination auf einen Messestand überträgt.
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Mit einer ordentlichen Verspätung ging es dann in die Kaffeepause, bei welcher ich interessante Gespräche mit vielen Nichtdesignern führte und von der AGD sowie unserer Regionalgruppe Rhein-Main berichtete.
>> Einblick >> Identität versus Komplexität

Anschließend ging es weiter mit dem VITRONIC, einen Wiesbadener Unternehmen welches Lösungen im Bereich industrielle Bildverarbeitung für Industrie Automaten, Logistikautomaten und Verkehrstechnik (Blitzer) anbietet. Auch hier ist natürlich der Produktdesigner gefragt und hilft dabei, Geräte ansprechender aber auch leichter bedienbar zu gestalten.

Besonders schön waren die drei Beiträge des IHK Förderpreis Design to Business:

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ToTug: eine Einparkhilfe für Schiffe. Entwurf: Yves Kaprolat

Naturschutz: Fahrradhelm auf Umwelt schonen Materialien. Entwurf Niels Meyer

Variete Haus: modulares System elektronische Produkte. Entwurf: Lina Wullenweber

Foto 12.12.17, 12 58 45Das Plenum stimmte ab, wer den Fahrerpreis von 2500 € erhielt.

Ich war nicht überrascht als der umweltfreundliche Helm ausgewählt wurde. Zum einen sind nachwachsen Produkte innovativ und unterstützenswert, zum anderen kann man sich mit einem Fahrradhelm deutlich besser identifizieren, als mit einem modularen System elektronische Produkte.

>> Einblick >> Disruptive Innovationen in der Telekommunikationsindustrie

Anschließend führte uns Frank Wendelstorf von Vodafone schön vor Augen, wie sich Internetplattformen, wie z.B. Uber, Tinder und WhatsApp auf unser Verhalten auswirken. Besonders hervorheben möchte ich den „Moocall“ (sprich: Muhkoll): früher war die Zeit des Kalbens für einen Bauern belastend, da er im Kuhstall übernachten musste, um die trächtige Kuh rechtzeitig zu unterstützen. Heute entlastet das „Smartphone für das Kalb“. Dafür wird ein Sensor am Kuhschwanz angebracht, der beim beginnenden Kalben die veränderte Frequenz des Wedelns direkt dem iPhone des Bauern meldet.
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Dann gab es endlich Mittagessen und wir alle stürzten hungrig auf ein sehr leckeres Buffet zu.

Workshops

Aber der Tag war noch lange nicht vorbei. Nach dem Mittagessen ging es weiter mit Workshops zu unterschiedlichsten Themen aus den Bereichen Innovation, Wertschöpfung und Digitalisierung.

>> Digitalisierung – erfolgreich durch Kollaboration

Ich fand mich bei „Digitalisierung – erfolgreich durch Kollaboration“ von Eveline Cecon von Sensory-Minds aus Offenbach ein. Eine kleine lustige Gruppenarbeit, bei der wir aus Lego innovative Turnschuhe bauten und für diese anschließend ein komplettes Produktions-Feature-Customer-Data-Business Konzept erstellten, führte die Kreativität der Gruppe vor Augen. Das Ergebnis war wirklich extrem beeindruckend, hatten wir, eine Gruppe aus lediglich 5 Personen, doch nur 15 Minuten Zeit für dieses Konzept.
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>> Einblick: Smart Connectivity – Developing Smart Connected Products

Der letzte Vortrag kam von Nico Köhler von Leica Camera: hier ein kleines Schreckensszenario, an welchem wir alle doch so gerne teilnehmen. Schon mal die Connected Devices (verbundener Geräte), die wir heute verwenden durchgezählt? Nico Köhler kam in seinem Tagesablauf auf 21 (!) Geräte. Mit ständig wachsender Tendenz.
Der Mehrwert, den wir durch diese Connection erfahren, fesselt uns. Es gibt keinen Weg zurück, da kann es einem schon ein bisschen Angst und Bange werden. Aber wer will heutzutage auf sein iPhone, den Fitnesstracker, den automatischen Staubsauger oder Rasenmäher … verzichten?
Auch anhand dieser Geräte konnte er sehr schön aufzeigen, wie wichtig heutzutage ein beständiges Markt-Feedback und User-Testing bei der Entwicklung neuer Produkte ist. Hier wieder das Fazit: das System (der User/Menschen) ist mehr als die einzelnen Teile.
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Wenn du nun wirklich bis hier unten gelesen hat, dann freut mich das sehr! Der Artikel ist ähnlich lang wie der Tag lang war. Alles im allen hätten die Inhalte dieser Jahreskonferenz für zwei Tage gereicht. Ich bin mit so vielen Eindrücken nach Hause gereist, dass manch toller Input vielleicht verloren gegangen ist. Aber ich will nicht meckern, ist doch eine interessante und abwechslungsreiche Konferenz genau das, was ich haben wollte.

Gelernt habe ich vor allem, dass wir gemeinsam in extrem kurzer Zeit deutlich mehr erreichen können.
Ein System ist einfach mehr als die Summe seiner Teile.

Eure Nicole

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