Viele Wege führen zum Kunden

Es gibt eine Spezialisierung, die sich viele wünschen: erfolgreich und effektiv Kundenbeziehungen anzubahnen. In der Literatur und Musik übernehmen das Agentinnen und Agenten für Kreative, die ihren Kopf lieber für die „richtige“ Arbeit freihalten wollen.

Im Designbereich sind professionell Vermittelnde eher selten. Hier verkaufen Agenturen üblicherweise die eingekauften Fremdleistungen von freiberuflichen Kreativen im eigenen Namen an ihre Kunden. Deswegen verfolgen sie anders als beim typischen Provisionsmodell ihre eigenen Interessen bei Vertragsverhandlung und Preisgestaltung. Welche speziellen Formen der Kundenbeziehungsanbahnung für Designerinnen und Designer funktionieren, haben Sven Stemmer und Friederike Sobiech herausgefunden.

Eine der wenigen Vermittlungsstellen ist Designerdock.de das jährlich bei etwa 4.000 (2010 nach eigener Angabe) freien Aufträgen Kreative und Kunden zusammenbringt. Dafür füllen die zukünftigen Auftragnehmer/-innen einen Fragebogen aus und werden dann zu einem Gespräch eingeladen. Auf dieser Grundlage erstellt Designerdock dann ein Portfolio. Probieren Sie es doch mal aus: Durch diese Außenperspektive lernen Sie viel über Ihre besonderen Stärken und können Ihre eigenen Akquisewerkzeuge vom Elevator Pitch bis zur Internetseite optimieren. Einzelcoaching und Seminare von der Positionierung bis zum Training der klassischen Telefonakquise gibt es bei Marianne Lotz AGD. Sie übernimmt hin und wieder auf besonderen Wunsch hin auch selbst einen Vermittlungsauftrag, ihr Spezialgebiet bleibt aber die (auch von der AGD empfohlene) Weiterbildung in Sachen Positionierung und Akquise für eigenverantwortliche Freiberufler.

Eine relativ neue und vielleicht deshalb auch besonders spannende Möglichkeit Kundenkontakte zu generieren ist „share and sell“, ein Produkt der „Umsonstkultur“ im Internet. In „Wir nennen es Arbeit“ erläutern Holm Friebe und Sascha Lobo detailliert, wie es sich lohnen kann, kostenlose Angebote ins Netz zu stellen. Amanita-Design tut das mit bezaubernden Point-and-Click-Games. Einzelne Kapitel oder ältere Spiele können die Besucher kostenlos nutzen, das bringt viele potentielle Kunden auf die Seite. Das Geld wird mit dem Verkauf der neuen Entwicklungen verdient. Auch Nina Paleys Film „Sita sings the blues“, den Annika Brinkmann AGD auf der AGD Jahrestagung 2011 spontan vorstellte, gibt es im Netz kostenfrei. Dazu werden dann Fanartikel zum Kauf angeboten.

Indirekt nutzt auch Eva-Lotta Lamm dieses Prinzip und stellt seit 2008 ihre Tagungsnotizen in Skizzenform bei flickr kostenlos zur Verfügung und hat sich dadurch eine Fanbasis und vor allem einen Namen gemacht. Mittlerweile hat sie einige der Sketchnotes mit nur kleinem Investitionsaufwand als Print-on- Demand-Buch herausgegeben. In diesem kleinen, eigenen Projekt probiert sie ganz nebenbei auch verschiedene Methoden des Online-Marketings aus: „Wann lohnt es sich wo und wie genau etwas zu schreiben oder zu veröffentlichen, um große Resonanz zu bekommen?“ Für Eva-Lotta Lamm sind diese Erfahrungen sowie die vielen Anfragen und Kooperationen, die sich dadurch ergeben haben, der eigentliche Gewinn und Nutzen.

Also: Schärfen Sie Ihr Profil, sorgen Sie dafür, dass Ihre Arbeit für Sie sprechen kann und machen Sie sich fit für ein erfolgreiches Erstgespräch. Sie haben die Wahl, den Kontakt klassisch und direkt zu suchen, Vermittler in Anspruch zu nehmen oder über einen großen (auch viralen) Verbreitungsgrad Streuverluste gelassen hinzunehmen.

(Sven Stemmer, Friedrike Sobiech)

Lesetipp: Holm Friebe, Sascha Lobo: Wir nennen es Arbeit. Heyne. München, 2008, 304 Seiten. ISBN: 978-3-453-60056-0, 8,95 €.

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