Bericht zum Regionaltreffen in Köln – Agil und quicklebendig

Am 2. Dezember hatte unsere noch junge Regionalgruppe Köln/Düsseldorf ihr Debüt in Köln. Wir begrüßten etwa zwanzig Gäste und Oliver Vaupel, der einen hochinteressanten Vortrag zum Thema „Agiles Projektmanagement“ vorbereitet hat. Danach fragten Sich einige Teilnehmer: „Ist Unperfekt das neue Perfekt?“

Im gemütlichen Tagungs- und Gästehaus St. Georg nahe der Kölner Altstadt fand unser zweites Regionaltreffen statt. Dieses Mal trafen wir auf ganz neue „kölsche“ Gesichter während die Düsseldorfer eindeutig in der Minderheit waren (was sicherlich auch dem nicht vorhandenen Verbundtarif der Bahn für die beiden Großstädte geschuldet ist).

Der Düsseldorfer Designer und AGD-Mitglied Oliver Vaupel hat es nicht nur nach Köln geschafft, sondern uns völlig neue Perspektiven in Sachen Projektmanagement eröffnet. Er selber arbeitet schon länger mit den sogenannten agilen Methoden, da er vorwiegend für digitale Medien gestaltet, für die agile Prozesse besonders geeignet sind.

Großer Wasserfall oder quirliges Flüsschen?

Oliver Vaupel erklärte die Schwachpunkte klassischen Projektmanagements: „Im klassischen Projektmanagement gilt die Wasserfallmethode. Jede Phase ist vorgegeben und die nächste wird erst begonnen, wenn die vorherige abgeschlossen ist. Das ist zwar sehr planungssicher, was Zeit und Kosten angeht. Aber auf technologische oder wirtschaftliche Veränderungen reagiert man hiermit zu schwerfällig. Auch Entscheidungen im Nachhinein zu korrigieren ist mit klassischen Methoden oft sehr aufwändig. Dabei zeigen sich viele Fehler erst am Ende eines Projekts.“

Agile Methoden wie beispielsweise „SCRUM“ arbeiten hingegen mit kurzen Bearbeitungszyklen von maximal 4 Wochen, den sogenannten „Sprints“. In dieser Zeit werden einzelne Themenbereiche des Projekts bearbeitet und getestet. Die ursprünglichen Anforderungen an das Projekt können so schneller überprüft und korrigiert werden. Überhaupt ist das der größte Vorteil agiler Methoden: Man muss nicht erst warten bis ein Designprodukt perfekt ist um es zu testen.

Der Nutzer im Fokus

Bei agilen Methoden ist der Nutzer des Designprodukts der Dreh- und Angelpunkt. Hier wird viel Empathie von den Projektbeteiligten verlangt. Diese Haltung verhindert, dass etwas gestaltet wird, was keiner nutzt. Ein Werkzeug hierfür sind die sogenannten User Stories, die die pflegeintensiven Lasten- und Pflichtenhefte aus dem klassischen Projektmanagement ersetzen. Mit ihnen beschreibt man verschiedene Anwendungssituationen und -wege der Nutzer. Vor dem nächsten Sprint werden diese User Stories gesammelt und Ihre Bearbeitung im Team aufgeteilt. Dabei sind Transparenz und eine sehr enge Zusammenarbeit der Team-Mitglieder ebenfalls typisch für agile Methoden.

Agiles Projektmanagement als Allheilmittel?

Nach Oliver Vaupels spannenden Vortrag wurde in der abschließenden Diskussionsrunde natürlich auch kritisch hinterfragt: Wie kann man ein Angebot kalkulieren, wenn es keine einzelnen Projektphasen mehr gibt und man nicht weiß wann das Designprodukt wirklich fertig ist? Oliver entgegnete: „Agile Prozesse kommen ursprünglich aus der Software-Entwicklung, bei denen erheblich mehr Kosten entstehen als wenn ein Designer Geschäftspapiere gestaltet. Agiles Projektmanagement lohnt sich daher bei komplexen, nicht-linearen Designprozessen wie beispielsweise bei Apps oder umfangreichen Websites. Dadurch, dass viel früher getestet und korrigiert wird als beim Wasserfall-Modell, spart der Kunde hierbei sogar Geld.“

Das Thema bewegte einige AGD-Mitglieder offenbar sehr: Bei einem anschließenden Feierabendbier wurde das Thema noch lange weiter diskutiert.

Wer mehr zum Thema erfahren will, kann in diese Präsentation reinschauen, die Oliver Vaupel uns freundlicherweise überlassen hat. Hier findet ihr auch eine Liste mit Buchtipps und weiterführenden Links.

Quelle Bannerbild: By PierreSelim (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]
via Wikimedia Commons

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