Sinnvoll am Ende

Um es vorweg zu schicken: In der deutschen Sprache ist es tatsächlich immer noch so, dass etwas sinn-voll ist oder einen Sinn hat aber niemals einen macht. Viel charmanter jedoch ist, dass etwas mit Sinn so facettenreich ist.

Der Mensch sollte den weit überwiegenden Teil dessen, was er tut, mit Sinn und Verstand tun. Im landläufigen Sinne ist damit gemeint, er überlegt und handelt vernünftig, er wägt die Angemessenheit seines Handeln ab, antizipiert Konsequenzen. Das ist alles andere als leicht, aber es gibt sie, die tauglichen Beispiele: In Braunschweig hat im vergangenen Jahr über Monate ein anonymer Spender Bargeld im Wert von jeweils 5.000 – 10.000 EUR in die Briefkästen gemeinnütziger Initiativen gesteckt oder es unter die Fußmatten gelegt.

Ich kann auch mit allen Sinne genießen, eine gern gebrauchte Formel, wie die entsprechende Recherche in der Suchmaschine der Wahl ergibt: mehr als sieben Millionen Ergebnisse in weniger als einer Sekunde. Ein Gourmet-Versandhandel reklamiert es genauso für sich wie das Therapeuten-Netzwerk. Was die Kurzrecherche freilich auf die Schnelle nicht ergeben konnte, ist, ob Gourmet-Versandhandel und Therapeuten-Netzwerk mit Sinn und Verstand handeln. In jedem Fall geht es darum zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen, zu hören. Das geht für mich auf beim Besuch des Lieblings-Steakrestaurants an der Ecke, in dem die ansehnlichen Fleischscheiben am knisternden, wärmenden Kaminfeuer serviert werden.

Ein solcher Restaurantbesuch ist demnach etwas Sinnliches. So sinnlich wie Julia Roberts, Emma Thompson oder Kate Winslet. Dabei ist zu den beiden Letzteren zu sagen, dass sie bekanntermaßen in der 1995er Verfilmung des Jane-Austen-Klassikers „Sense and Sensibility“ die Hauptrollen spielten, und die deutsche Synchronisation sich erlaubt hat, den Titel nicht ganz korrekt mit „Sinn und Sinnlichkeit“ zu übersetzen. Ich gebe gern zu, der geradezu zwingende Tribut an Rhetorik und Darstellerinnen gleichermaßen lässt derlei sprachliche Ungenauigkeiten zu. Das ist sinnvoll.

Möglicherweise wird der Film dieser Tage im Fernsehen gezeigt. Wahrscheinlicher ist, die Sender warten mit dem Weihnachtsklassiker „Der kleine Lord“ auf – wie jedes Jahr zur gleichen sogenannten besinnlichen Zeit. Es ist müßig, an dieser Stelle zum werweißwievielten Male über die Abwesenheit von Besinnlichkeit und Besinnung in den Wochen vor Weihnachten zu sinnieren oder gar zu lamentieren. Vielmehr habe ich danach geforscht, was es ist, das ich mit Sinn und Verstand tue, das in der besinnlichen Zeit voller Sinnlichkeit steckt und mit allen Sinnen genossen werden kann, und gelangte zu der Erkenntnis: ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk besorgen.

Für weitschweifende Ausführungen, wie ich darauf kam, welches Geschenk alle diese Kriterien erfüllt, ist an dieser Stelle weder Zeit noch Raum. Nur der kleine Hinweis an die, die noch suchen, oder die, die sich gern über Tipps freuen: Der Film „Bittersüße Schokolade“ ist gut zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu riechen, zu schmecken. Er zelebriert die Sinnlichkeit des Kochens, wird einschließlich Rezeptbüchlein abgegeben. Ein Stück Schokolade beim Anschauen tut es für den Anfang auch.

In diesem Sinne wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute für ein neues, sinnreiches Jahr.

Victoria Ringleb

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