Thinktank »Designer 2030«: Empfehlung

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empfehlungen

Aus den gewonnen Erkenntnissen haben wir für vier Felder Empfehlungen formuliert, die helfen sollen, nicht nur der Zukunft der selbständigen Designerinnen und Designer zu begegnen, sondern sie auch aktiv zu gestalten.

Wichtig ist uns, dass die Gestaltung der Zukunft nicht delegiert werden kann – im Gegenteil: Jede und jeder ist Teil und zugleich handelnder Akteur. Zurücklehnen sollte sich niemand, sich einzubringen ist empfehlenswert.

EMPFEHLUNGSFELD 1:

Berufsfelder definieren – der Designberuf erweitert sich

FÜR DESIGNERINNEN  UND DESIGNER: Selbständige Designerinnen und Designer müssen regelmäßig ihre Positionierung überprüfen:

  • Wo will ich hin?
  • Welche notwendigen Kompetenzen muss ich erwerben oder extern bereit halten?
  • Welche Tätigkeiten muss ich ausführen – und welche nicht (mehr)?
  • Was kann ich in welcher Lebensphase am besten?
  • Wo sind heute meine Stärken? Und wo werden sie morgen sein?
  • Welche Fähigkeiten habe ich und wie kann ich sie einsetzen?

Da sich die Betätigungsfelder im Bereich Design erweitern, alte Grenzen zwischen Berufsfeldern verwischen, neue Tätigkeiten hinzukommen und die Auftraggeber neue Wünsche formulieren, müssen sich die aktiven Professionellen bewusst machen, wo sie stehen und wie sie sich entwickeln wollen. Hinzu kommt, dass eine Reihe traditioneller Tätigkeiten von neuen Berufen wie Mediengestaltern, durch die Digitalisierung und webbasierte Dienste bzw. durch die Globalisierung von nationalen wie internationalen Konkurrenten am lokalen Markt durchgeführt und angeboten werden.

EMPFEHLUNGSFELD 2:

Soziale Absicherung in jedem Berufsalter

FÜR DESIGNERINNEN  UND DESIGNER: Wer sich soziale Absicherung – also die Verlagerung der alleinigen Versorgungsverantwortung von sich selbst auf ein Kollektiv – wünscht, muss sich auch sozial absichern. Deshalb empfehlen wir allen kreativen Selbständigen, an den solidarischen, sozialen Sicherungssystemen teilzunehmen. Die Künstlersozialkasse, die gesetzliche Krankenversicherung, die Berufsgenossenschaft etc. sind kollektive Systeme, die alle versorgen und absichern – vom Spitzen- bis zum Geringverdiener, egal wie alt man ist.

Hier müssen sich die Solo-Selbständigen am eigenen Geldbeutel packen und den persönlichen Vorteil gegenüber dem gesellschaftlichen Wohlergehen abwägen – für den Fall, dass ihre eigene Zukunft nicht nur rosig verlaufen könnte.
Unsere Beschäftigung mit der Zukunft und unsere Geschichten ergeben, dass eine Zukunft, in der es keine Teilhabe an sozialen Sicherungssystemen mehr gibt oder sie stark geschmälert ist, für die Kreativen nur schwer zu meistern ist. Wer sich darauf konzentrieren muss, an der Oberfläche zu bleiben, kann sich nicht aussuchen, ob sein Rettungsring qualitativ hochwertig ist, nachhaltig gefertigt, welche Farbe er hat und wo er an der Leine, die am Ring befestigt ist, hingezogen wird. Wir wollen jedoch eine Gegenwart und Zukunft, in der wir selbst unseren Kurs bestimmen – dafür brauchen wir ein Mindestmaß an sozialer Absicherung.

Es ist nicht zukunftstauglich, darüber zu diskutieren, wozu einzelne Designer fähig wären; für uns ist wichtig, dass die Kreativen, die Vielen, ihre Zukünfte gestalten können.

FÜR DIE GESELLSCHAFT  UND DIE POLITIK: Wir empfehlen die Einführung von kollektiven Sicherungsmechanismen für Solo- Selbständige und für alle Bürgerinnen und Bürger.

EMPFEHLUNGSFELD 3:

Qualifizieren für die Zukunft

a) Neues Niveau der Weiterbildung: Kultur des Lernens etablieren

FÜR DESIGNERINNEN  UND DESIGNER: Wir empfehlen allen selbständigen Designerinnen und Designern, ihre Fähigkeiten (Soft- und Hardskills) permanent weiterzuentwickeln. Wichtig ist es, die eigenen Kompetenzen ehrlich zu bewerten, Mängel zu erkennen und nach Abhilfe zu suchen. Wer sich nicht weiterentwickelt, hat eine schwere Zukunft vor sich. Wissen, Verstehen und Können sind Leitlinien des lebenslangen Lernens.

Neben der Fachkompetenz ist auch die Stärkung der personalen Kompetenz, also der Sozialkompetenz und der Selbständigkeit, ein wichtiger Aspekt der Weiterentwicklung. Kompetenzen – über die eng gefasst gestalterischen hinaus – werden immer wichtiger. Zugleich schafft eine persönliche Entwicklung auch die Voraussetzung für eine wichtige weitere Kompetenz: Neugierig auf die Zukunft zu sein. Ein positiver Zugang zur Zukunft, zu neuen Möglichkeiten und sich verändernden Märkten sorgt für die Energie, mit diesem Neuen umgehen und damit gestalten zu können.

FÜR DIE GESELLSCHAFT  UND DIE POLITIK: Wir fordern die Politik auf, ein System für die Qualifizierung Solo-Selbständiger zu etablieren. Konzepte wie das digitale Kompetenzabzeichen „Open-Badge“ bilden gute Ansätze. Auch finanzielle Anreizsysteme sind vorstellbar.

b) Co-Working muss man lernen

FÜR DESIGNERINNEN  UND DESIGNER: Co-Working und damit das Arbeiten in Teams wird für solo-selbständige Designerinnen und Designer immer wichtiger werden. Deshalb empfehlen wir, dass die Kreativen ihre Kompetenzen schärfen und aktiv weiterentwickeln. Notwendige Voraussetzungen für Co- Working sind zum Beispiel:

  • teamfähig zu sein;
  • gemeinsam kreativ tätig zu sein und nicht auf seiner Autorenschaft zu beharren;
  • kritikfähig zu sein;
  • Einfühlungsvermögen in kooperierende Teammitglieder, in das gemeinsame Projekt und die Kundschaft entwicklen zu können und
  • anderen zu vertrauen.

Das Ziel von Co-Working sollte es aus Sicht der Solo-Selbständigen sein, in einem interdisziplinären Team örtlich ungebunden arbeiten zu können. Gleichzeitig bietet Co-Working in interdisziplinären Teams neue Aufgabenfelder für Designer. Designer können beispielsweise Prozesse managen, Kommunikation moderieren und Ideengeber sein. Diese Tätigkeiten sind Teil eines strategischen Designs.

FÜR DIE GESELLSCHAFT  UND DIE POLITIK: So sinnvoll und wichtig Co-Working in der Praxis sein wird, unterliegen Kooperationen gesetzlich derzeit engen Grenzen. Die Politik ist aufgefordert, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für temporäres Co-Working zu verbessern. Wir sehen u.a. Handlungsbedarf bei der Unternehmensform, beim Steuer- und Urheberrecht, bei Fragen der Haftung, der Finanzierung und bei der sozialen Absicherung.

Co-Working ist bisher wenig erforscht. Wir empfehlen der Gesellschaft, speziell der Wissenschaft und Politik, Forschungsmittel und -projekte bereit zu stellen, um neue Formen von und Notwendigkeiten für Co-Working zu ermitteln. Hier müsste auch erforscht werden, welche Bedingungen etabliert werden müssten, um Co-Working mittel- und langfristig für die Solo-Selbständigen gut und für die Auftraggeber effizient zu gestalten.

EMPFEHLUNGSFELD 4:

Verantwortung nachhaltig übernehmen

FÜR DESIGNERINNEN  UND DESIGNER: Designerinnen und Designer nehmen als Berater und Gestalter von Kommunikation, Dienstleistungen und Produkten wichtige Positionen ein. Wir empfehlen allen Kreativen, sich mit dem Oslo-Manifest vertraut zu machen, die Erfüllung der 17 Sustainable Development Goals der Weltgesellschaft nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen und das Oslo-Manifest zu unterzeichnen.
Für Designerinnen und Designer stellt die Unterstützung der Sustainable Development Goals nicht nur eine Gewissensentscheidung dar. Es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Unsere Szenarios zeigen, dass sozial, ökologisch, ökonomisch und kulturell nachhaltiges Arbeiten eine Schlüsselrolle dafür einnehmen wird, wie Designer im Jahr 2030 arbeiten und auf einem sich verändernden Markt bestehen können.

Mit der Agenda 2030 haben 193 Staaten ein hohes – und notwendiges – Ziel formuliert. Im Oslo-Manifest heißt es: „Den Designern, Architekten und kreativ schaffenden Menschen in dieser Welt wurde von den 193 Staatschefs damit eine besondere und enorme Verantwortung auferlegt. Sie sind nun aufgefordert, Design- und Gestaltungselemente für eine neue nachhaltige Welt sich vorzustellen, zu entwickeln und verwirklichen – und zwar schnell!“

So inhaltlich beschlossen: 8. September 2017
Boris Buchholz, Beate Grübel, Christhard Landgraf, Bert Odenthal, Peggy Stein und Jan-Peter Wahlmann

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