VG Bild-Kunst hatte die Wahl

v.l.n.r.: Jan-Peter Wahlmann, Herbert Popp, Alexander Koch, Fotos: Peggy Stein

Genau genommen, waren die mehr als 67.000 Mitglieder der Verwertungsgesellschaft für die bildgebenden Künstler:innen und Kreativen aufgerufen, ihre Gremienvertreter für die Jahre 2022 – 2025 zu wählen und über allerlei weitere Anträge abzustimmen.

 

 

Dabei können sie es sich seit drei Jahren aussuchen, ob sie elektronisch abstimmen, bei der Mitgliederversammlung ihre Stimme abgeben oder selbige auf den Berufsverband ihrer Wahl übertragen wollen, dessen Vertreter:in dann vor Ort im Sinne der von ihm oder ihr repräsentierten Berufsgruppe votiert. Aber eins nach dem anderen.

VG Bild-Kunst. Kennste?

Vereinfacht ausgedrückt, ist die VG Bild-Kunst für Designer:innen, Fotograf:innen, Illustrator:innen, bildende Künstler:innen, Filmschaffende u.v.m. das, was die GEMA für die Musikschaffenden ist. Sie organisiert vor allem die Ausschüttungen eingenommener Privatkopieabgaben. Damit die Verteilung der nicht eben wenigen Millionen Euro jährlich gerecht erfolgt, gibt es Aufsichtsgremien, die mit Vertreter:innen der relevanten Berufsgruppen besetzt sind.

 

Dies sind insbesondere der Vorstand und der Verwaltungsrat. Nicht minder wichtig sind die beiden Stiftungen, das Sozialwerk und Kulturwerk, bei denen VG-Mitglieder Unterstützung und Förderung beantragen können. Die darüber befindenden Gremien setzen sich auch aus Kolleg:innen der infrage kommenden Berufsgruppen zusammen.

VG-Gremien und die AGD

Um die wichtige Botschaft gleich vorweg zu nehmen: Wir sind wieder gut vertreten in den unterschiedlichen Gremien. Aber hier im Einzelnen:

 

Unser Mann in der VG Bild-Kunst ist weiterhin Jan-Peter Wahlmann. Er vertritt die AGD und damit die Interessen aller Designer:innen, Fotograf:innen und Illustrator:innen wieder im Verwaltungsrat und endlich auch im Kulturwerk und meint selbst dazu:

 

»Ich freue mich, die wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe im Verwaltungsrat fortsetzen zu können. Den neuen Aufgaben im Kultur- und Sozialwerk sehe ich mit Freude entgegen und möchte hier in den kommenden drei Jahren entscheidende Akzente für die von der AGD vertretenen Berufsgruppen setzen.«

 

Ihm zur Seite steht wieder Alexander Koch, Justiziar der AGD, als stellvertretendes Mitglied im Verwaltungsrat. Er sieht den kommenden Aufgaben gespannt entgegen und formuliert dies so:

 

»Mit der neuen Plattformverantwortung werden die Diskussionen im Verwaltungsrat noch intensiver. Großartig finde ich die Wiedererlangung der Sitze im Kulturwerk, wodurch Designprojekte eine größere Chance auf Förderung erhalten.«

 

Nicht zuletzt freut uns besonders, dass mit Herbert Popp ein zweiter AGD-Vertreter im Kulturwerk vertreten ist. Er selbst sieht es so:

 

»Die Expertise der AGD und der dort vertretenen Designdisziplinen in das Kulturwerk der VG Bild-Kunst hineinzutragen und deren Interessen zu vertreten, ist mein Anliegen. Ich freue mich auf spannende Projekte.«

 

Warum ist uns das so wichtig? Das Kulturwerk vergibt Förderungen für gestalterische Herzenswerke. Wir haben in der Vergangenheit registriert, dass eher weniger Designprojekte gefördert werden. Das finden wir schade und wollen es auf diese Weise ändern. Zum einen wollen wir im Verband stärker auf die hier zu findenden Möglichkeiten aufmerksam machen. Zum anderen wollen wir im Kulturwerk selbst darauf achten, dass Designprojekte stärker berücksichtigt werden.

In jedem Fall wünschen wir allen drei AGD-Vertretern alles Gute und viel Erfolg bei ihren spannenden Aufgaben in den kommenden Jahren. Wir sind uns sicher, dass ihr den Anliegen unserer Mitglieder Gehör verschafft und eine Stimme gebt.

Alles iO? Leider nein.

Wir freuen uns riesig über die Wahlergebnisse, das steht außer Frage. Zugleich wollen wir unsere Meinung zu einem anderen Wahlergebnis hier nicht verhehlen: Es macht uns traurig, dass andere Verbände sich ihrer Verantwortung offenbar nicht ganz so bewusst sind.

 

Wie sonst sollen wir uns das irritierende Abstimmverhalten der Illustratoren-Organisation erklären, die mit den auf sie übertragenen Stimmen dafür gesorgt hat, dass Freelens den ehrenamtlichen Vorstand wie auch den Berufsgruppenvorsitzenden, die beide an der Vorstandsarbeit beteiligt werden, stellt? Machtkonzentration ist nie gut und kommt hier augenscheinlich mit Unbelehrbarkeit daher. Denn sehr wohl haben wir im Schulterschluss mit Gewerkschaften und anderen Berufsverbänden die Illustratoren-Organisation auf die Schädlichkeit ihres Vorgehens hingewiesen – leider erfolglos. Begründet wurde dies mit »der jeweiligen Interessenlage«.

 

Wir denken, dass man sich da schon besorgt fragen kann, welche Interessenlagen die Illustratoren-Organisation meint. Die ihrer Mitglieder oder der Illustrator:innen insgesamt können es kaum sein. Denn dann hätten sie unserem Verständnis nach anders abstimmen und alles daran setzen müssen, dass Freelens nicht sowohl den Vorstandsposten als auch den Vorsitz der Berufsgruppe II erhält. Wer nämlich in die Verteilungspläne der Berufsgruppe II schaut, wird leicht bemerken, dass Fotograf:innen stärker an den Ausschüttungen beteiligt werden. Hierzu mag es Gründe geben. Warum ein Interessenverband von Illustrator:innen sich aktiv an der Stärkung der Fotograf:innen beteiligt, wird uns ein Rätsel bleiben.

 

Wir nehmen es sportlich, danken für die auf uns übertragenen Stimmen und das damit verbundene Vertrauen und werden uns in den kommenden drei Jahren doppelt anstrengen und uns u.a. im Kulturwerk für Designer:innen einsetzen.

Ausblick

So, wie das Arbeitsumfeld von Designer:innen, Fotograf:innen und Illustrator:innen immer komplexer wird, so entwickelt sich ihre Verwertungsgesellschaft auch immer weiter. Das hat Auswirkungen auf die Meldung von Honoraren und/oder Werken, auf die Auszahlungen durch die Bild-Kunst, auf die Wahrnehmungsverträge. Daher werden wir in der kommenden Zeit verstärkt Webinare zum Thema VG Bild-Kunst und kollektive Vergütung anbieten, um verstehbar zu machen, was droht, unverständlich zu werden.

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