Im Mai nahm die Kuratorin Marita Landgraf Kontakt mit uns auf: Ob wir uns vorstellen könnten, uns zu engagieren im Rahmen eines Ausstellungsvorhabens, das
«gezielt die Schnittstellen und Wechselbeziehungen von Gestaltung – mit Fokus auf Grafikdesign – und Bildender Kunst erkunde[t], die gegenseitige Annäherung aus beiden Richtungen und dessen Überlappungen. Es soll nicht um eine Abgrenzung und Definition der beiden Disziplinen gehen, sondern um den gegenseitigen Dialog. Auf praktischer Ebene finden sich dafür viele Beispiele, aber in der theoretischen Betrachtung ist die Grenze noch sehr undurchlässig. Dabei scheint es, als habe die ästhetische Praxis die Theorie längst überholt. Mit größtmöglicher Offenheit möchte die Ausstellung in der Stadtgalerie Künstlerhaus Lauenburg Grenzerkundungen im positiven Sinne vornehmen: Mit dem Zeigen von künstlerischen und grafischen Arbeiten/Designs und dem Dazwischen.»
Und ob!
In Zusammenarbeit mit dem Káschem Büro Hamburg kuratiert, umfasst das Programm eine Ausstellung, vier Mini-Residenzen für nationale und internationale Gestalter*innen(büros), die einen künstlerischen Ansatz in ihrer Praxis verfolgen oder interdisziplinäre und partizipative Formate mit dem Gestalten verbinden.
Am Samstag, den 13. Juli reisen wir in die Stadt an der Elbe und pilgern zum Künstlerhaus in der Elbstraße 54. Nahezu jedes Gebäude in der Elbstraße ist mit einem Schild versehen, auf dem die Geschichte des Hauses nachzulesen ist.
16 Uhr, Eröffnung. Am Eingang eine Theorie-Ecke. Die «Blurry Library»:
Die «Blurry Library» ist Mini-Präsenzbibliothek und Quellenkunde, sie gewährt einen Einblick in die theoretischen wie poetischen Texte, mit denen sich die Ausstellenden auseinandersetzen. Sie fordert auf mitzumischen. Die Besucherin ist eingeladen, Lesezettel zu beschriften: Weiterdenkendes, Einhakendes, Anknüpfendes zu notieren und in die «Blurry Library» einzuspeisen.
Die AGD stiftet schonmal die Stifte.
Designer:in oder Künstler:in?
Die Ausstellung präsentiert künstlerische Positionen von über 20 Künstler:innen – die Frage: Wer ist originär Designer:in, wer Künstler:in kann sich auf der Vernissage im Künstlerhaus nicht stellen. Die Ausstellung nebst Veranstaltungsreihe rückt Entstehungs-, Gestaltungs- und Rezeptionsprozesse in den Fokus.
Wir sprechen kurz mit Jian Haake. Sie ist Kommunikationsdesignerin und «experimental maker». Vom 15. bis zum 17. Juli leitet sie den Workshop «Unruly Repairs», in dem sie gestalterische Tools ungeplanten Prozessen aussetzt. Als ein Beispiel schildert sie uns das Szenario: Eine bluetooth-Tastatur wasserdicht zu verpacken, um sie dem Regen auszusetzen. Regentropfen aktivieren die Tasten, die mit einem Musik- oder Design-Tool verbunden sind.
Handelt es sich nun um climate-art-Performance oder ein künstlerisches Manöver, mit dem Gestaltungsprozesse einer Zufälligkeit, einer Irritation ausgesetzt werden sollen. «Beides», heißt es. Als Kommunikationsdesignerin arbeitet Jian Haake mit Interventionen, die den eigenen Gestaltungsrahmen absichtsvoll stören.
Ausschnitt aus: «Software Misuse» | Supisara Burapachaisri (THA) & Jian Haake (DE), 2019–2024,
«Software Misuse» inspiziert die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer. Experiment, Forschung und Recherche: Was ensteht durch den irregulären Einsatz von Software.
Die Ausstellung ist bis zum 8. September 2024 zu sehen. Hier findet ihr das gesamte Programm.
Öffnungszeiten während der Ausstellungen
Donnerstag bis Sonntag von 14–17 Uhr. Eintritt gegen Spende
Am 28. Juli 2024 lohnt sich die Reise in die Schifferstadt Lauenburg/Elbe ganz besonders: Um 14 Uhr stellen Studierende ihre künstlerischen Publikationen vor und thematisieren kreative Prozesse. Victoria Ringleb und Sven-Christian Schuch (Kurator & Künstlerischer Leiter »sp ca | Muthesius«) sind vor Ort, um in den Dialog einzusteigen – von Materialkunde bis zur Prozesssteuerung und -begleitung. Eine Leitfrage gilt den aktuellen Herausforderungen in Gestaltungsberufen.
Alle Fotos: © Daniela Plügge
Vielen Dank an Marita Landgraf und Insa Kühlcke-Schmoldt (Káschem Büro) für die Einladung zu dieser Kooperation. Wir kommen gerne wieder für Design und Kunst und gezielte Konfusion im Ausstellungsraum direkt an der Elbe.
Fortbildungen
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