Um es vorweg zu nehmen: Wir hatten zwei großartige Tage an einem wunderschönen Ort mit einem wunderbaren Abschluss in der Tatra-Tram, die alles bereithielten, was solche Tage brauchen: Wiedersehensfreude, Kennenlernen, ernsthafte Diskussionen, nette Plaudereien und immer wieder die Erkenntnis: Es gibt schlimmere Berufe!
48. AGD-Mitgliederversammlung
Lasst uns diese eine Begleiterscheinung gleich zu Beginn abhandeln: Es waren schweißtreibende Tage. Zum Glück lag dies ausschließlich an den Außentemperaturen, die die 30-Grad-Marke beharrlich nicht unterschreiten wollten. Die Mitgliederversammlung als solche trieb uns zu keinem Zeitpunkt den Schweiß auf die Stirn. Vielmehr zeichnete sie sich durch eine stets sachliche und konstruktive Diskussion aus, die den Anwesenden und der AGD gleichermaßen guttat. Während die üblichen Dinge wie Berichterstattung und Co. hier nicht so viel Raum bekommen sollen, gibt es zwei andere Aspekte, die wir hervorheben wollen.
Zum einen den einzigen Antrag an die Mitgliederversammlung, nämlich die Anwendung der Regelung zur Doppelmitgliedschaft mit der Illustratoren-Organisation (IO). Die Regelung als solche besagt, dass AGD-Mitglieder, die auch Mitglied in bestimmten anderen Verbänden sind, 20% ihres Mitgliedsbeitrages erstattet bekommen, wenn sie die Zahlung des Beitrages bei dem anderen Verband nachweisen. Aus Gründen der Fairness erwarten wir, dass die betreffenden Verbände ihren Mitgliedern in gleicher Weise entgegenkommen. Und da wird es interessant: Die Illustratoren-Organisation, respektive ihr Vorstand, lehnt das ab. Mit aus unserer Sicht eher schwachen Argu… oder auch Ausflüchten. Das finden wir bedauerlich, wiewohl wenig verwunderlich. Insofern wurde der Antrag von der AGD-Mitgliederversammlung einstimmig angenommen. Nun ist es an den Illustrator:innen, sich dazu zu verhalten.
Zum anderen haben wir die Versammlung genutzt, uns in einem offenen Format offen über Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf unseren Beruf ausgetauscht. Die sehr angeregte Diskussion hat gezeigt, wie wichtig das ist, und wird für uns ein wichtiger Bezugspunkt sein, wenn es darum geht, als Verband selbstständiger Designer:innen so etwas wie ein Positionspapier zu verfassen. Wir halten euch auf dem Laufenden!
/Imagine: Design macht Zukunft
Nachdem wir bereits vor einem Jahr in Heidelberg gefragt haben »Alexa, macht KI Designende arbeitslos?«, haben wir den Faden dieses Jahr wieder aufgenommen und in zwei Workshops und vier Vorträgen weitergesponnen.
In ihrem Workshop »Mit KI Kreativität neu entdecken« erkundeten die Workshopleiterin Jenny Habermehl und die Teilnehmer:innen, wie sie generative KI-Tools gezielt einsetzen können, um Aufgaben kreativ und auch etwas effizienter zu lösen. Zudem ging es darum, KI richtig zu nutzen, um in neue Kreativprojekte einzusteigen und wie verschiedene Tools Designer’s Arbeitsalltag ergänzen.
Im Workshop »Passives Einkommen für Designer:innen« mit Anke Leucht und Victoria Ringleb beschäftigten sich die Teilnehmer:innen mit der Frage, mit welchem passiven Einkommen sie als Designer:innen ihre Einnahmen verstetigen und erhöhen können. Dafür gibt es gerade heute in der digitalen Welt diverse Möglichkeiten, die zunächst für Fallstudien und dann für das eigene Geschäft ausgelotet wurden.
Die Vorträge am Nachmittag waren dann ein Feuerwerk an Wissensinput und Erkenntnisgewinn, charmant moderiert von Mieke Ploenus. Zunächst diskutierte Jenny Habermehl mit uns die Frage, ob man irgendwas schnell mal mit KI machen kann bzw. wie unersetzlich Designer:innen immer noch sind im kreativen Prozess. Danach zeigte AGD-Justiziar Alexander Koch auf, dass wir noch einen langen Weg an Gesetzgebungsverfahren und Präzedenzurteilen vor uns haben, um die Arbeit mit KI schutz- und vertragsrechtlich fassbar zu machen – vorübergehend. Bis sie sich so weiterentwickelt hat, dass wir in die nächste Runde gehen.
Mit seinem Vortrag »Coded Emotion« lebte und zelebrierte Andreas Jacobs (= AGD-Ernie) die Idee, dass alles kreatives Arbeiten ohne Emotionen nichts ist. Verlässlich unterhaltsam, aber eben nicht nur das, zeigte er uns, wie unser kreatives Handeln manchmal vor allem dies ist: Coded Emotion. Geschenke gab es auch, weil Ernie so etwas tut, während sein Freund Bert erst mal nachrechnen würde, ob das so überhaupt gehen kann. Den Abschluss bildete AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb mit ihrem Vortrag zum passiven Einkommen. Mehr Bert ging fast nicht. Sie hat ihn auch prima zur Geltung gebracht mit durchnummerierter Agenda, Manuskript in den Händen und der Ansage, dass Fragen erst im Anschluss möglich sind, weil Abschweifungen während des Vortrags sie stören würden. (Was sollte sie auch anderes tun, wenn sie im Anschluss an Andreas Jacobs vortragen soll?) Abgesehen von diesen strikten Auflagen war der Vortrag ein gut strukturierter (haha) Mix aus den unterschiedlichen Möglichkeiten, passives Einkommen zu generieren, und einem dann doch sogar etwas leidenschaftlichen Appell, sich diese Einkommensquelle zu erschließen – als bewusste Entscheidung, mit dem richtigen Blick fürs Machbare und wenigstens für den Anfang als zusätzlich Einnahme.
Danach gab es noch einen kleinen Empfang mit kühlen Getränken und leichten Snacks in dem wunderbaren Ambiente des Design-Campus der Burg Giebichenstein. Hier wurde lebhaft weiter diskutiert, irgendwann wurde der Themenkreis erweitert, bis die Letzten das Licht ausmachten.
Von Adelshäusern und der Klassenfrage
Den krönenden Abschluss der Jahresveranstaltung in Halle bildete eine geführte Tramfahrt durch Halle und seine Außenbezirke. Die waschechte Hallenserin Heidi begeisterte mit ihrer individuellen Vortragsweise und ihrem umfangreichen Wissen, das sie mit einem ganz besonderen heimeligen Charme darbot. Ob Ludwig der Springer, regionale Sagen, Architektur, Plattentektonik, Verknüpfungen der Königshäuser oder Stadtentwicklung nach der Wende – die pausenlose Informationsflut ebbte an keiner Ecke der Stadt ab, sodass man zugeben muss, dass Halle in seinem Facettenreichtum und seiner speziellen Ortsgeschichte wohl selbst in einem ganzen Menschenleben nicht vollständig erfasst werden kann. Vielen Dank an Heidi, dass sie es dennoch probiert hat in 90 Minuten zusammenzufassen.
Etwas untypisch endete die umfangreiche Stadtführung nicht etwa an der Endhaltestelle der Tramfahrt, sondern in einem alten Kaufhaus, das man uns auf keinen Fall vorenthalten wollten. So ergab es sich, dass die Gruppe sich am Samstag in einem New Yorker-Laden trennte und bis zum nächsten Jahr alles Gute wünschte.
Fazit
Wir hatten inspirierende, anregende Tage an einem wunderschönen Ort, an den wir nächstes Jahr zurückkehren werden. Die Ideen, wie es nächstes Jahr gehen soll, sind schon wieder da. Wir sind dankbar für viele schöne Momente, für die vielen helfenden Hände in der AGD und außerhalb der AGD (hier insbesondere Herr Schunke vom Designhaus) und für die angenehme Atmosphäre, in der jede noch so kontroverse Diskussion konstruktiv und gewinnbringend geführt werden kann.
Ein wichtiges PS
Einige Referent:innen haben uns ihre Präsentationen zur Verfügung gestellt. Diese findet ihr im Bereich “Intern” auf der Website. Eine vorherige Anmeldung ist dafür nötig.
Fortbildungen
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