Auftraggeber:innen der Studie waren das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Einmal mehr ging es darum, sich ein umfassendes Bild von der beruflichen Situation der Einzelunternehmer:innen in den elf Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft zu machen.
Die Studie
Ihr Anliegen ist es, »die soziale und wirtschaftliche Lage der soloselbstständigen bzw. hybrid erwerbstätigen Kultur- und Kreativschaffenden in Deutschland« umfassend zu untersuchen. Denn »(u)m die Rahmenbedingungen und Angebote auch für die Gruppe der Kultur- und Kreativschaffenden gezielt gestalten zu können, bedarf es spezifischer Kenntnisse über deren Lebens- und Erwerbsumstände.« Dafür wurden von rund 560.000 selbstständigen und hybrid erwerbstätigen Kreativschaffenden 1.600 mittels Fragebogen befragt, der Mikrozensus wurde zu Rate gezogen, Zahlen der Künstlersozialkasse auch, und es gab zwei Veranstaltungen mit Branchenakteur:innen wie uns. Die Ergebnisse daraus bilden die Grundlage für Empfehlungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation und sozialen Absicherung der untersuchten Zielgruppe.
Ergebnisse und Erkenntnisse
Auf der Abschlussveranstaltung wurden die wichtigsten Erkenntnisse und daraus abgeleiteten Empfehlungen vorgestellt. Im sich anschließenden Publikumsgespräch sowie in einer Paneldiskussion mit Expert:innen wurden Erkenntnisse und Empfehlungen diskutiert und bewertet. Das heißt, geredet werden konnte über Keyfacts wie:
- 18.750 Euro Jahresarbeitseinkommen (Median) aus selbstständiger Tätigkeit bei Vollzeit-Tätigkeit im Jahr 2023
- 32.500 Euro Medianeinkommen bei hybrider Erwerbstätigkeit im Jahr 2023
- Einnahmen werden von mehreren Säulen getragen:
- Über 60% der Befragten üben mehr als einen Beruf/eine Tätigkeit aus
- Einkommen werden mit unterschiedlichen Einkommensarten erzielt (insbesondere Honorare, Bildungsangebote, Tantiemen, Urheber- und Leistungsschutzrechte)
- und von verschiedenen Auftraggeber:innen und Kund:innen (jeweils rund zwei Drittel öffentliche Auftraggeber:innen und Unternehmen, 45% Non-Profit-Bereich)
- Nur 25% der Befragten bewerten ihre wirtschaftliche Situation als gut oder sehr gut,
- Rund zwei Drittel sind in der Künstlersozialkasse versichert.
- Geringe Rentenerwartungen
- Jede:r Zehnte war zum Zeitpunkt der Befragung nicht rentenversichert.
- 40% der Befragten haben keine Rücklagen für das Alter.
- 46% finden keine passenden Beratungs- und Informationsangebote. (Das hat uns getroffen!)
- 87% fühlen sich durch Studium/Ausbildung nicht ausreichend vorbereitet auf die Selbstständigkeit
Die Empfehlungen zur Behebung oder wenigstens Milderung der Befunde wollen wir aus Gründen hier nicht derart ausführlich aufzählen, denn ihnen ist eine Basis gemein: Es braucht mehr staatliche Förderung und Unterstützung. Etwas vereinfachend und zugespitzt formuliert. Darauf gut abgestimmt war der Tenor der Podiumsdiskussion; was kann Vater Staat mal tun, damit die Situation besser wird. Die dort gestellten Forderungen, Wünsche und Vorschläge trieben bisweilen exotische Blüten und wurden leider zu keinem Zeitpunkt vom Moderator eingesammelt, in Beziehung zueinander gesetzt, durch Rückfragen ergänzt oder gar präzisiert. Das war so bedauerlich wie fahrlässig.
Unser Fazit
Die Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es faktisch schon sehr lange. Die Überführung in eine Branche mit diesem Namen und mit den definierten elf Teilbranchen stammt aus der Mitte der neunziger Jahre. Ungefähr genauso lange gibt es Studien, Erhebungen, Podien, Panels und andere Einlassungen zu ihrer spezifischen Situation und zur Frage, was für sie politisch sinnvolles Handeln ist. Damit hatte die vorliegende Studie zwei Chancen. Entweder sie wird eine von den vielen, die im genannten Zeitraum entstanden sind. Oder sie schafft es, wirklich mal neue Akzente zu setzen, neue Perspektiven zu eröffnen.
Dass ihr Letzteres nicht gelungen ist, ist so folgerichtig wie bedauerlich. Dafür hätte es den Mut gebraucht, auch mal etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, um neue Möglichkeits- und Handlungsspielräume auszuloten, sich Zeit dafür zu nehmen, an den richtigen Stellen in die Tiefe zu gehen. Es erscheint müßig, viel Aufwand für die Ursachenforschung zu betreiben, wenn eine von einem Wirtschaftsministerium beauftragte Studie die Untersuchung der sozialen Lage an die erste Stelle setzt und das beauftragte Institut in seinem Schlusswort feststellt, dass es am besten wäre, wenn es eine solche Studie alle vier Jahre gibt. Das weist auf systematische und strukturelle Mängel im Studiendschungel hin.
Wir sind überzeugt davon, dass die Selbstständigkeit die Arbeitsform der Zukunft ist. Was allein nicht (mehr) geht, geht in Kooperation mit anderen. Dafür sind Verbände wie die AGD da. Schafft der Gesetzgeber hier die richtigen Rahmenbedingungen, ist viel zu schaffen. Aber dafür müssen wir aufhören, reflexartig nach mehr Förderung zu rufen. (Eine:r der Panelteilnehmer:innen hat es tatsächlich fertig gebracht, es als ungerecht zu bezeichnen, dass es Awards immer nur für eine:n Aspirant:in gibt, wenn doch alle 150 Bewerber:innen gut sind. Genau! Lasst uns 150 Preise verleihen, dann ist auch wieder Gerechtigkeit.) Vielmehr müssen kooperative innovative Projekte unterstützt werden, die einen Beitrag zur richtigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung leisten.
Fortbildungen
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