Kann KI träumen? Eine Fortsetzung der Frage: Kann KI kreativ sein, oder lernen wir nur, sie besser zu imitieren?

Wieder drehte sich im KI-Beirat alles um die Kreativität mit Fragen wie: Wie kreativ kann eine Maschine wirklich sein? Und was passiert, wenn wir beginnen, in ihren Ergebnissen mehr zu sehen als bloße Rechenleistung?

Zurück zum Anfang: Die Box, die keine war

Beim Treffen im Juni begann alles mit einem Denkspiel: Neun Punkte, vier Linien und die Erkenntnis, dass kreatives Denken oft dort beginnt, wo wir aufhören, brav zu sein. Damals wurde viel über Konventionen gesprochen, über die „Box im Kopf“ und darüber, ob KI überhaupt je aus dieser Box herauskommt. Dieses Mal ist die Box wieder da. Aber sie bekommt neue Risse. Denn mehr und mehr stellt sich die Frage: Könnte KI nicht irgendwann auch lernen, kreativ zu scheinen, weil wir sie darauf trainieren?

Zwischen Maschine und Mensch: Die Illusion der Intuition

Eine Teilnehmerin beschreibt, wie sie neulich ein KI-generiertes Bild gesehen hat, das sie emotional berührt hat. Nicht, weil es technisch perfekt war, sondern weil es eine Stimmung traf. »Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es eine KI war, hätte ich es für Kunst gehalten.« Und genau da wird es spannend: Was passiert, wenn wir nicht mehr unterscheiden können, ob etwas »wirklich« kreativ ist oder einfach nur kreativ wirkt? Täuscht uns KI oder täuschen wir uns selbst? Ein Versuch, neu zu ordnen: »Vielleicht ist Kreativität gar kein Zustand, sondern ein Eindruck. Etwas, das im Betrachtenden entsteht.« Wenn das stimmt, dann könnte KI kreativ erscheinen, auch wenn sie es gar nicht ist. Nicht, weil sie tatsächlich träumt, sondern weil wir ihr Bedeutung geben.

Zwischen Emotion und Kreativität: Die Sehnsucht nach echten Gefühlen

Immer wieder geht es an diesem Abend um Bewegung. Nicht im physischen Sinne, sondern emotional. Kreativität, so der Konsens, ist nicht nur Technik oder Innovation, sondern Resonanz. Die Fähigkeit, bei anderen etwas zum Schwingen zu bringen. Hier wird deutlich, wo der Unterschied liegt: Eine KI kann generieren. Kombinieren. Optimieren. Aber sie fühlt nicht, was sie da tut. Sie versteht keine Ironie. Kein Zwischen-den-Zeilen. Kein leises Unbehagen, das ein Mensch vielleicht bewusst einbaut. Eine Person sagt: »Ich will, dass ein Werk mich irritiert. Dass ich merke: Da wollte jemand etwas ausdrücken, auch wenn ich nicht sofort verstehe, was.« Und das, so scheint es, ist die Grenze: Nicht das Was, sondern das Warum. Nicht das Ergebnis, sondern die Intention dahinter.

Von der Idee zur Wirkung: Was bleibt dann für uns?

Ein weiterer spannender Gedanke: Wenn KI das Handwerkliche übernimmt – das Layouten, das Generieren, das Strukturieren – bleibt uns Menschen dann die Idee? Die Haltung? Die Vision? »Vielleicht ist das unsere neue kreative Rolle«, sagt jemand, »nicht mehr alles selbst zu machen, sondern zu kuratieren. Zu entscheiden, was Bedeutung hat. Und was nicht.« Eine Art kreative Regie, in der KI das Werkzeug ist und wir das Gewissen. Doch auch das macht Druck. Denn plötzlich reicht es nicht mehr, gut zu gestalten. Man muss relevant sein. Menschlich. Authentisch.

Und wieder die Frage: Was ist Kreativität?

Am Ende des Treffens steht wieder die große Frage im Raum, nur diesmal klingt sie anders: Wenn KI imitieren kann, was wir kreativ nennen, müssen wir dann unsere Definition überdenken? Vielleicht ist Kreativität kein festes Konzept. Vielleicht ist sie eine Art Beziehung – zwischen Sender und Empfänger, zwischen Intention und Interpretation. Und wenn das so ist, dann ist auch klar: KI kann Teil dieses kreativen Moments sein. Aber nicht aus sich heraus. Sondern weil wir sie dazu machen.

Fazit: KI kann nicht träumen

Aber sie kann träumen lassen, wenn wir ihr die richtigen Impulse geben. Kreativität bleibt ein menschlicher Prozess, der KI nutzen kann, aber nicht ersetzt wird. Und vielleicht ist genau das die gute Nachricht: Die Zukunft gehört nicht der Maschine, sondern denen, die wissen, was sie mit ihr anfangen wollen.

Fortbildungen

Kommentar hinterlassen