„Bitte nennen Sie uns neue Tätigkeiten“
Die Anfrage der Künstlersozialkasse (KSK) war klar und pragmatisch: Welche neuen beruflichen Leistungenentstehen durch den Einsatz von KI? Und können diese als kreative Arbeit anerkannt werden? Die Frage klingt einfach, ist es aber nicht. Denn die scheinbare Neuheit von KI wirbelt nicht nur die Gestaltungspraxis durcheinander, sondern auch unser Verständnis von Arbeit, Urheberschaft und Kreativität.
Rückblick: Als wir fragten, ob KI kreativ ist
Im KI-Beirat hatten wir schon einmal darüber gesprochen, ob KI überhaupt kreativ sein kann. Damals ging es um große Konzepte: Intention, Gefühl, Identität. Jetzt aber stellt sich die Frage anders und mit verwaltungstechnischer Schärfe: Was zählt in dieser neuen Realität als kreative Leistung?
Prompting ist keine Kunst – oder doch?
„Ich schreibe die KI nicht auf die Rechnung.“ Dieser Satz fiel öfter und er steht sinnbildlich für einen wichtigen Punkt: KI ist ein Werkzeug. Und der kreative Akt liegt nicht in seiner Benutzung, sondern in der Idee dahinter. Prompting alleine schafft keine neue Kunst. Es ist wie ein Pinsel in der Hand: Erst die Anwendung und das Konzept dahinter machen es zur Gestaltung. Und eben auch Expertise und Talent, die uns verdeutlichen, ob jemand das Handwerk versteht oder nicht.
Zwischen Tool und Tätigkeit – Design im Wandel
Eine Designerin formulierte es so: „KI schafft keine neuen Ideen, aber neue Wege dahin.“
Und genau das ist entscheidend: KI verändert keine kreativen Tätigkeiten, sondern verschiebt, erweitert oder erleichtert sie.
Hier ein paar Beispiele aus der Runde, die zunächst nach neuen Leistungen aussehen, aber eigentlich nur durch das Werkzeug KI veränderte Form annehmen oder mehr Menschen zugänglich werden:
- Prompt-Design: Eine neue Facette im Konzeptprozess, aber keine eigene Disziplin.
- KI-Kuratierung: Auswahl und Bewertung von KI-Ergebnissen als Teil des kreativen Entscheidens, nicht als Technikersatz, sondern als Designerrolle.
- Stilentwicklung mit KI: Die Handschrift bleibt menschlich, KI wird Medium.
All das sind keine völlig neuen Leistungen, sondern andere Ausprägungen bestehender Gestaltungspraxis.
Kreativleistung bleibt menschlich – aber anders
Ob mit oder ohne KI: Entscheidend bleibt, wer entscheidet und warum.
Wie eine Designerin treffend sagte: „Ich verkaufe keine Pixel, ich verkaufe Perspektiven.“
Das heißt: Die technische Umsetzung kann an Gewicht verlieren, während Konzeption und Urteilskraft gewinnen.
Was heißt das für die KSK?
Für die KSK heißt das: Keine Angst vor neuen Berufsbezeichnungen, sondern ein wacher Blick auf die Wirklichkeit. Webdesign, Illustration, Grafik – das alles gibt es nach wie vor, aber der Werkzeugkasten hat sich verändert.
Die Aufgabe liegt nicht in der Erfindung neuer Kategorien, sondern in der Anerkennung veränderter Prozesseinnerhalb vertrauter Tätigkeiten.
Ausblick: Wir sind noch mittendrin
Dieses Treffen war ein Anfang. Klar ist, dass sich kreative Arbeit durch KI verändert, ohne dass völlig neue Arten von Kreativleistungen entstehen. Der KI-Beirat trifft sich erneut, um diese Entwicklung weiter zu durchdenken und die KSK auf dem Weg zu einer fairen und realitätsnahen Anerkennung kreativer Berufe im KI-Zeitalter zu begleiten.
