Am letzten Augustwochenende lud das Forward Festival zum wiederholten Mal in das Haus der Kulturen der Welt. Zwei Wochen später fand zum ersten Mal das neue Festival formfuture im ICC Berlin statt. Für beide Festivals konnten wir kostenlose Tickets zur Verfügung stellen, was wir gern taten.
Forward Festival – erwartbar verlässliche Qualität
Das Forward Festival – ein Treffpunkt der kreativen Szene – bot zwei Tage lang jede Menge Inspiration und Einblicke in aktuelle Trends der Designbranche. Im HKW in Berlin gab es auf mehreren Bühnen über 50 Vorträge von kreativen Köpfen aus den unterschiedlichsten Disziplinen. Die Sprecher*innen gaben von sehr inszenierten bis sehr persönlichen Vorträgen einen Einblick in ihre Werdegänge, Geschichten, Projekte und persönlichen Arbeitsweisen.
Luna Maurer verwandelte ihren Talk direkt in eine Performance. Sie ließ ihr weiß angemaltes Gesicht von einer an einem Ring, der ihren Körper umrahmte, befestigten Kamera an die große Leinwand projizieren. Die live-Übertragung ihres Gesichts vermischte sich mit den Bildern und Texten ihrer Präsentation und beeindruckte auf einzigartige Weise.
Das Festival lässt sich sowohl als ruhiger Beobachter erleben als auch als Ort des Austauschs und des Knüpfens von Kontakten in der Branche nutzen. Egal, ob man lieber passiv oder aktiv teilnimmt: Das Forward Festival hat für jeden Kreativen etwas zu bieten.


Formfuture: neu, spannend, politisch
Wir waren Partnerin dieses neuen Festivals und sind jetzt stolz darauf. Denn die formfuture war wahrscheinlich politischer als die diesjährige Emmy-Verleihung, was uns in den aktuellen Zeiten notwendiger denn je erscheint. Unter dem Motto »Transformation by design« ging es um Fragen wie die Rolle, die Design bei der Bewältigung von Katastrophen – etwa Erdbeben, Vulkanausbrüche oder Überschwemmungen – spielen kann. Das war berührend und optimistisch gleichermaßen und hat gezeigt, wie partizipativ Design in solchen Szenarien sein kann und muss. Natürlich mussten wir uns der Frage nach Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Transformation stellen, und erfreulicherweise ging es auch um die Rolle von Kreativität und Design in der Schule. Warum erfreulich?
Das leitet gewissermaßen zum Abschlusspanel über, das von unserem Dachverband Deutscher Designtag (DT) gestaltet wurde und unter das Motto gestellt war »Zukunft gestalten heißt Politik gestalten«. Drunter machen wir es grundsätzlich nie. Aber interessant ist sie schon, die Frage, welche Rolle Design in der Politik spielen kann bzw. wie politisch Design ist oder sein soll. AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb war eine der Panelisten.

Rettet Design die Demokratie?
Daran, es allein zu schaffen, arbeiten wir noch. In jedem Fall jedoch kann Design einen substanziellen Beitrag zur Resilienz von Staaten und Zivilgesellschaften leisten. Damit meinen wir gar nicht den reflexhaften Hinweis, dass Design komplexe Zusammenhänge sichtbar und verständlich macht. Es macht sie vor allem strittig, sichtbar, verhandelbar – und damit demokratisch. Folgerichtig übernehmen Designer:innen Verantwortung mit ihrem Handeln, mit ihrer Gestaltung.
All dies wurde leidenschaftlich, manchmal kontrovers auf dem Panel verhandelt, und am Ende war man sich einig, dass eines der wichtigen Politikfelder, auf denen Design nachhaltig wirken kann, die Bildung ist. Denn schon vor mehr als zehn Jahren stellte Gerald Hüther fest, dass wir nicht wissen, welche Kompetenzen unsere Kinder künftig brauchen. Sicher ist, dass sie über Kreativität verfügen müssen. Dies an der schulischen Wirklichkeit gespiegelt, eröffnet unermessliche Handlungsspielräume.
Wir wünschen und hoffen, dass es mit der formfuture weitergeht. Unser Dank gilt Dara Sepehri vom Deutschen Designerclub (DDC) und seinem Team für die großartige Organisation in einer einzigartigen Location.
Beitragsbild: Bert Odenthal, Text und Bilder vom Forward Festival: Uta Nachtigall & Martin Tafel | Tafel mit Kollegen