Thomas Hoyer

Thomas Hoyer, Type-Designer und Kalligraph

AGD-Mitglied bin ich sofort nach meinem Diplom geworden, weil ich als Einzelkämpfer eine kraftvolle Organisation im Rücken wissen wollte, die mich beraten und gegebenenfalls verteidigen kann, sollte ich mit Kunden oder Bürokratie Probleme bekommen.

 

Was mich hat bleiben lassen, ist, dass dieser Verein kein reines Service-Unternehmen ist, sondern Heimat bietet. Wir Selbständige leisten viel mehr als bloße Angestellte, sind für alles verantwortlich, müssen neben Designer auch Buchhalter und Werber sein; wir brauchen Ansprechpartner, die nicht nur materielle Nöte und Bedürfnisse bedienen können, sondern die auch Vertrauenspersonen sind.

 

Ein sozial engagierter Berufs-Verband zu sein, hat uns groß gemacht. Das ist eine Qualität, die heute wichtiger denn je ist. Ich sehe den besten Nutzen der AGD im kombinierten Wirken nach innen und nach außen: Offen zu sein für das, was die Mitglieder benötigen oder sich wünschen, und mit wachen Sinnen die Gesellschaft und den Markt beobachten, vernetzt mit anderen Verbänden, der Politik, Wirtschaft und Forschung, um auf Veränderungen reagieren zu können, bevor sie für uns zu einem Problem werden.

 

Unsere AGD soll der Leuchtturm sein, der den Mitgliedern Hilfe in der Orientierung gibt, der den Weitblick hat zu sehen, welch Sturm sich am Horizont zusammen brauen könnte und der die Strahlkraft hat, als kompetente Institution wahrgenommen zu werden.

 

Für diese Entwicklung möchte ich einen Beitrag leisten.

 

Konkret möchte ich mich für die Verbesserung der Außenwirkung von Design einsetzen und mit auf Gesetze hinwirken, die unsere Position als Selbständige und Kreative stärken.

 

Der kreative Akt, Kern unserer Kompetenz, ist für die meisten Laien immer noch ein schwarzes Loch, weil nicht nachvollziehbar. Wenn ich zum Beispiel um den Entwurf für ein Tattoo angefragt werde, sind die meisten ganz verdutzt, was sie dafür bezahlen sollen – stellen aber das Honorar des Tätowierers überhaupt nicht in Frage, weil seine Leistung beobachtet werden kann und daher nachvollziehbar ist. In dieses schwarze Loch muss Licht rein!

 

Meine Arbeit in einer Design-Nische hält meinen Geist frisch und flexibel, da meine Dienstleistungen so speziell sind, dass ich kaum Dauerkunden habe; es gibt also wenig Routine oder Wiederholung in meinem Alltag. Auch nach 25 Jahren ist (fast) jeder Auftrag anders und bietet neue Herausforderungen. Ich habe keine Angst vor Neuem und schaue gerne über den Tellerrand, um ihn dann als Sprungbrett zu nutzen, um mich in etwas Unbekanntes zu stürzen. Stets mit Neuem konfrontiert zu sein, hat mich zu einem guten Problemlöser werden lassen, was mir bei der Arbeit im Vorstand helfen wird.

 

Wenn ich mich engagiere, dann um einer Sache wegen, nicht, um ein Ego zu befriedigen. Seit 10 Jahren leite ich einen Kalligrafie-Verein mit 500 Mitgliedern. Diese lange Zeit war nur möglich, weil sich im Kuratorium Menschen gefunden haben, die neben ihrem Engagement vor allem teamfähig sind und lösungsorientiert zusammen kommen. Nur so kann effektiv und erfolgreich gearbeitet werden. Das erhoffe ich mir auch von der Zusammensetzung des Vorstandes. Damit das Ehrenamt tatsächlich eine Ehre ist.

 

Zu mir:
Ich wollte bereits als Jugendlicher Kalligraf werden. Schon während des Studiums habe ich mich in der Design-Nische Angewandte Kalligrafie und Type-Design selbständig gemacht. Ich schätze mich sehr glücklich, noch hauptsächlich analog arbeiten zu dürfen, in dem ich mit meinen Fähigkeiten unverwechselbare und trotz abschließender Vektorisierung lebendig bleibende Schriftzüge entwerfe. Damit habe ich mir über die Jahre einen Namen gemacht und meine Erfahrungen in Workshops von Moskau bis Melbourne weiter gegeben.

 

Ich bin ein überzeugter Anhänger des lebenslangen Lernens und mache jedes Jahr mindestens eine Fortbildung für mich selber, um wieder neues Input und Inspiration zu bekommen. In der letzten ging es um das Arbeiten mit der Software Rhino 3D.

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