»Machen Sie das öfter«

Neujahrsempfang der Allianz deutscher Designer (AGD)

Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie (BMWi), besuchte in Begleitung von Michael Kilpper, Referent im Referat Kultur- und Kreativwirtschaft (Referat VIA6) des BMWi, die AGD-Geschäftsstelle in Berlin zum Neujahrsempfang. In der Wöhlertstraße 20 wurde eine Ausstellung präsentiert: Design erleben.

Da, wo sonst die Schreibtische der Mitarbeiter stehen, versammeln sich gerade die Gäste, um gleich gemeinsam auf das neue Jahr anzustoßen. Das ist zwar am 29. Januar 2019 schon einige Tage alt, aber Anlass genug, die Geschäftsstelle der AGD kühn um- und leerzuräumen. Natürlich musste Platz gemacht werden für die Arbeiten der fünf ausstellenden Designer: Etwa für den Tisch von Thomas Hoyer, der Kalligraph, der jedem Gast mit einem individuellen Schriftzug das Namensschild schreibt. Als herzliches Willkommen ein Unikat, etwas Einzigartiges! Da fühlt man sich doch gleich sehr gemeint und stellt sich gern neben die anderen 60 Besucher, um den begrüßenden Worten von Torsten Meyer-Bogya, 1. Vorsitzender des Vorstandes der AGD, zuhören zu können.

Der Wert der Veränderung

Pünktlich um 19 Uhr begrüßt Torsten Meyer-Bogya die Anwesenden, dankt für ihr Kommen an diesem grauen Berliner Winterabend und lädt ein, gemeinsam mit der AGD dem Jahr 2019 einen würdigen Auftakt zu verleihen. Sein Augenmerk richtet er dabei auf das Thema »Veränderung«, denn

»Jahreswechsel heißt auch Perspektive wechseln. Konstant bleibt die Veränderung, die wir in unserem Berufsbild feststellen.«

Und weiter hebt der Designer, der in Kiel lebt und arbeitet hervor, ein Berufsverband müsse sich den neuen Herausforderungen stellen, man habe viel erreicht, dürfe sich darauf jedoch nicht ausruhen:

»Der gesellschaftliche Wandel geht an uns nicht vorbei. Das bedeutet für uns, die AGD für die Zukunft auszurichten und für junge Designer eine Grundlage in der AGD zu schaffen.«

Während er allen »ein erfolgreiches Jahr, gute Geschäfte und viel Mut für Veränderung« wünscht, klopft er fröhlich mit einem Gehstock gegen sein Gipsbein, auf diese hautnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Universal-Design sei er gar nicht vorbereitet gewesen, es bliebe ihm nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen:

»Und siehe da, es wirklich zu erleben und zu fühlen, verändert die Bereitschaft auf Veränderung!«

Das Publikum antwortet Torsten Meyer-Bogya mit einem wohlwollenden Lachen und einem kurzen Applaus.

Der Wert des Designs

Im Anschluss daran entrichtet Christian Hirte das Grußwort seines Hauses und beeindruckt die anwesende Runde – mal wieder, sagen all die, die ihn nicht zum ersten Mal hören. In seinen Ausführungen bekommt die Beziehung von Form, Ästhetik und Funktion die ihr gebührende Bedeutung beigemessen. Und erneut nutzt er  – wie schon des Öfteren in anderen Kontexten – die Möglichkeit, auf den weitreichenden Zusammenhang zwischen Innovation und Design hinzuweisen:

Das BMWi hat die Bedeutung von Design daher schon länger im Blick; wir haben eine lange Tradition bei der Förderung der Designwirtschaft. Schon in den Wirtschaftswunderzeiten der 60iger Jahren hat diese Förderung ihren Ursprung. Die zentrale Erkenntnis ist damals wie heute dieselbe: Es geht um das Innovationspotenzial der Designwirtschaft – sie gehört zu den innovativsten Branchen überhaupt und dient damit auch anderen Unternehmen und ganzen Industrien.

Christian Hirte geht dabei auch auf die Rolle ein, die Designer in Innovationsprozessen einnehmen können:

Designerinnen und Designer kombinieren Kreativität mit Technologie und eröffnen dadurch neue Wege. Gerade für den klassischen Mittelstand ergeben sich durch die Hinzuziehung von Designern große Chancen für die Steigerung der eigenen Innovationsfähigkeit.

Dabei versäumt er es nicht, aktuelle Herausforderungen aufzuzeigen, wenn es um die Anerkennung und – nicht zuletzt – um die angemessene Vergütung von Designleistungen geht. Daher wird  die AGD seine »Provokation« – wie er es lächelnd nennt – gern in ihrer Arbeit berücksichtigen:

Politik, auch Designpolitik, darf nicht im Ruf nach mehr staatlichem Geld enden. Ziel muss es sein, das Bewusstsein für Design als Methode über die Frage der reinen Gestaltung hinaus zu erweitern. Und Ziel muss es sein, den Wert für Design für die Wirtschaft insgesamt zu verdeutlichen.

Der Wert des eigenen Erlebens

Dem schließt sich die AGD an und dankt dem Parlamentarischen Staatssekretär an dieser Stelle für diese anregende und wertschätzende Rede, betont AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb.

Sie verleiht ihrer Freude Ausdruck, dass viele Kollegen und Komplizen anderer Verbände und Initiativen der Einladung zum Neujahrsempfang folgten, wie die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Bundesverband deutscher Stuntleute (BvS), die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), die Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst (VGBK) oder die Initiative Urheberrecht, um nur einige zu nennen. Vor allem jedoch bittet sie alle zum Rundgang durch die Ausstellung. Die fünf Designer, die heute hier ihre Arbeiten präsentieren würden, wären ein Spiegel dessen, was sich in den letzten Jahren entwickelt hätte, so Victoria Ringleb: »Sie bilden eine sich rasant verändernde und ausdifferenzierende Branche ab.«

Thomas Hoyer, Type-Designer und Kalligraph aus Aachen, Kalligraphie live
Peter Dahmen, Designer und Papierkünstler, Dortmund, Pop Ups – Papierkunst in Bewegung
Eric Esser, DesignFarm Berlin, Printing Explorations, High Tech 3D Textiles
Victor Nagel, Tim Vormbäumen und Lukas Olfe, DesignFarm Berlin, Raaago, Curated Travelguide
Bernardo Aviles-Busch, DesignFarm Berlin, Audio Gait, UX + Health Technology

Den Ausstellern gelang es, auf engstem Raum ein breites Spektrum wirksamen Designs erlebbar zu machen. Entsprechend viel Zeit nahmen sich Christian Hirte und die anderen Besucher bei jedem Aussteller.

Das reichte von den Rundungen des kleinen »g« bei Thomas Hoyer über 3D-Popups für das MoMa in New York und ganze Häuserzeilen in europäischen Großstädten bei Peter Dahmen (der den entscheidenden Anstoß zur Arbeit als Papierkünstler bei einem AGD-Regionaltreffen erhielt) und die Beschäftigung mit der Frage, wie aus menschlichen Bewegungen und routinierten Bewegungsmustern Sounds generiert werden können, so dass körperliche Beschwerden geheilt werden können, bei Bernardo Aviles-Busch hin zu moderner Reiseplanung per App mit Raaago, für die sich die Anwesenden als Tester zur Verfügung stellen konnten, und im 3D-Drucker entstandene zum Teil hochfiligrane Bauteile aus technischen Kunststoffen und Textilien bei Eric Esser. Die waren zum Anfassen da und machten schnell deutlich, welches Potential 3D-Druck insbesondere gegenüber den herkömmlichen Techniken der Kunststoffverarbeitung hat.

Nach dem offiziellen Teil des Abends fasste Pamela Gräbe, die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Stuntleute, das bestens zusammen:

»Ich habe heute Abend viel gelernt. Wir müssen auch als Stuntleute das, was wir tun, für unsere Partner und Kunden unmittelbar erlebbar machen.«

Die AGD dankt allen Beteiligten – und hier auch unbedingt den Nachbarn »Anton & Luisa«  –  die mit ihrem Engagement dazu beigetragen haben, den Neujahrsempfang 2019 zu einem gelungenen Abend der Begegnung und Bereicherung werden zu lassen.

Das neue Jahr kann kommen: Die AGD freut sich auf 365 Tage voller Veränderung und die Chance, Design in seiner Vielfalt darzustellen und erlebbar zu machen! Na gut, zumindest auf die Zeit, die jetzt vom Jahr noch bleibt, um das zu tun, was der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Christian Hirte der AGD mit auf den Weg gegeben hat:

»Machen Sie das öfter, vor allem im öffentlichen und politischen Raum.«

Dieser Aufgabe fühlt sich die AGD im Interesse ihrer Mitglieder verpflichtet. Und deshalb wurde nach dem Neujahrsempfang alles ganz fix wieder umgeräumt. Das Tagesgeschäft in der Geschäftstelle kann sofort weitergehen: Die Schreibtische stehen alle wieder an Ort und Stelle.

 

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