Zu viele Beschwerden, zu wenig Klagen – der Fidius e.V. beendet die Arbeit.

Der Fidius – Faire Designwettbewerbe e.V., hat seine Tätigkeit eingestellt. Dies teilte Sabine Zentek in einer Mitteilung vom 9. August 2012 mit.

Fidius hatte in jährlichen Pressekonferenzen Negativ- und Positivpreise für Gestaltungswettbewerbe vergeben und eine Liste mit Kriterien für faire Designwettbewerbe veröffentlicht, die auch die AGD als Anforderungsprofil für Auslobungen kommuniziert und unterstützt hatte.

Die Vereins-Kapazitäten wuchsen nicht im selben Maß, wie der Bedarf an einer Instanz, die sich für faire Wettbewerbsbedingungen einsetzt.

In den letzten Jahren hatte die Zahl der Beschwerden über unausgewogene Teilnahmebedingungen und rechtlich unwirksame Knebelklauseln zugenommen. Da sich jedoch keiner der an solchen Wettbewerben teilnehmenden Kreativen die sich bei Fidius meldeten bereit war, in ein streitiges Verfahren mit dem Veranstalter zu treten, blieben wirksame Aktionen aus. Und auch die Öffentlichkeitsarbeit und präventive Aufklärung konnten in den Zeiten wachsender Online- und Medienkanäle aus Vereinsmitteln nicht mehr schlagkräftig geleistet werden.

Nachdem sich der Verein lange, aber erfolglos um öffentliche Fördermittel und Kooperationen mit Hochschulen bemüht hatte, kommt das Aus nun auch aus Kapazitätsgründen. So lehnte beispielsweise das Bundeswirtschaftsmi-nisterium laut Sabine Zentek einen Projektantrag mit der Begründung ab, „die Bekämpfung unfairer Designwettbewerbe fördere nicht die Existenz von Gestaltern“ (Zitat aus der Fidius-Erklärung).

Tiefpunkt schon erreicht oder noch auf der Talfahrt? Kritische Worte der 1. Vorsitzenden zum Abschied.

Darüber hinaus sieht Sabine Zentek mittlerweile das Prinzip „Low cost, treffender gesagt, no cost (…) in allen kreativen Bereichen“ etabliert: „Produktdesigner lassen sich auf unakzeptable Pauschalvergütungen beschränken oder verhandeln über Stückzahllizenzen weit unterhalb der 3%-Schwelle. Fotografen liefern ihre Bilder nahezu kostenlos ab, damit sie im Marktgeschehen wenigstens durch ihre Werke präsent bleiben. Verlage zahlen keine Autorenhonorare, sie lassen sich sogar noch Druckkostenzuschüsse zukommen. Dafür landen dann die Günstig-Produktionen nach kurzer Zeit als Verramschware auf den Wühltischen. Der Leitgedanke angemessener Vergütungen, wie er in der lang erkämpften Urheberrechtsreform 2002 fest geschrieben wurde, ist heute überwiegend blanke Theorie“, schreibt Sabine Zentek in der finalen Fidius-Veröffentlichung. Wettbewerbe fügten sich in diese Entwicklung nahtlos ein, gehe es doch bei ihnen meist ebenfalls um die Ersparnis von Kosten für die Verwertung kreativer Arbeiten.

Fidius verabschiedet sich also mit dem dringenden Ratschlag an alle Gestalterinnen und Gestalter, „unfaire Designwettbewerbe nicht durch ihre Teilnahme zu unterstützen und durch diese Weigerung dafür zu sorgen, dass angemessene Honorare irgendwann wieder eine Chance haben.“

Keine Gesprächsbeiträge

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