Pop Up! Papierkunst, Herzblut und Millionen Klicks

Foto der Präsentation

„Ich hab‘ immer schon mit Papier gebastelt“

Mit einem Lächeln klappt Peter Dahmen eine große, weiße und nüchterne Karte auf. Und plötzlich springt eine Kugel daraus hervor, mit aufwändig geschnittenen Mustern, scheinbar aus 10 000 Einzelteilen bestehend. Den Zauber der „Pop-Up”-Welt belebt der Grafiker wieder – mit modernen Papier-Skulpturen.

So geht es mit jedem seiner Werke: Aus unscheinbarem Papier wird ein Tor in eine andere Welt, gezimmert aus Idee und Geschick. Flach wird zu voluminös, ein paar Schnipsel zu einem leuchtenden Gebirge, rote Pappe zum Feuer, geknicktes Weiß zu einem stabilen Rundbau. Peter Dahmen erschafft Pop-Up-Skulpturen – die Palette reicht von einfach bis kompliziert und spektakulär.

Wer solche Märchen ohne ein einziges Wort erzählen kann, hat schon früh geübt: Peter Dahmen war bereits als Kind von Pop-Up-Büchern fasziniert. Weil er selbst aber keine hatte, baute er die Stehauf-Elemente einfach selbst. „Ich hab immer schon mit Papier gebastelt und mich an den Klebe-Düften berauscht”, erzählt Dahmen lachend. Die Faszination nahm er mit in das Design-Studium, wo er aufwändige Skulpturen wie den Globus bastelte, ohne sich viel dabei zu denken. „Ich dachte, das können alle.”

Vielleicht war es diese Selbstverständlichkeit, die Dahmen die Pop-Up-Technik erst einmal vergessen ließ. Die Skulpturen verstaubten gut 18 Jahre. Bis vor einigen Monaten eine Freundin Geburtstag hatte und Dahmen ihr etwas Besonderes schenken wollte: eine Blume, sie hat die Pop-Ups für Peter Dahmen wieder aktuell gemacht.

Das Erstaunen aber, das er bei anderen auslöst, wenn sie die filigranen Gebilde sehen, kann Dahmen nicht verstehen. Für ihn ist Pop-Up ein Kunsthandwerk, keine Zauberei: Die Idee für eine Form, ein spannendes Objekt aus Natur oder Architektur zum Beispiel, steht am Anfang. „Wichtig ist dann erstmal die Realisierbarkeit.” Dahmen macht Zeichnungen, früher per Hand, heute viel am Computer. Und er probiert Knicke und Kniffe aus auf Probepapieren, bei denen die Optik erstmal keine Rolle spielt. Wo muss was befestigt sein, an welcher Stelle die Falz sitzen? Sobald die Technik sitzt, kann der 42-Jährige den Feinschliff angehen: Er druckt die Muster aus und schneidet sie mit einem Skalpell aus – mit einer ruhigen Hand, wie man sie jedem Chirurgen wünscht. Schnell noch aufgeklebt. Fertig ist das kleine Wunder. Für Dahmen ist all das meditativ: „Ich versinke abends darin.”

Bericht: Helga Lieser
Foto: Dieter Düwelmeyer

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