Profit kommt vom Profi

Was professionelle Designbüros für ihre Kunden leisten

Auf den Spuren des offensichtlichen Designs in einer mittelgroßen, norddeutschen Stadt: Zu finden sind unter anderem die Unternehmen »Wurst-Design«, »Aqua-Design« und viel »Nail-Design«, sogar mit dem eigenen Bildungsinstitut „Nail Design Academy“. Und auch sonst ist eine Mutation des Designbegriffs sichtbar. So wird die Organisation von Dienstleistungen neuerdings Service-Design genannt; oder beim Transportation-Design spielt die Gestaltung von Verkehrsmitteln nur eine kleine Nebenrolle. Zwischen diesen Polen tummeln sich allerlei Selbstständige, die sich – oft deutlich sichtbar – ohne fundierte Ausbildung im Design versuchen. Design wird immer mehr zu einem allgemeinen Begriff für irgendwie Gestaltetes.

Die unausbleibliche Folge ist die fortschreitende Entprofessionalisierung der für einen Gestalter zentralen Begriffe Design, Designerin, Designer. Das hat durchaus wirtschaftliche Folgen, denn wenn das Wesen einer Dienstleistung nicht mehr klar ist, verschwimmt auch ihr Wert und senkt damit automatisch ihren Preis.

Es ist – wie in einem anderen Beitrag hier dargestellt – wichtig, dass Designer ihren Kunden von ihren eigenen spezifischen Schwerpunkten und Fähigkeiten berichten, also den Wert und Nutzen ihres Tuns schildern. Schon dadurch grenzen sie sich von der Allgemeinheit und vor allem von den Billigheimern ab.

Genauso wichtig ist es jedoch aufzuzeigen, was das eigentlich Professionelle, Funktionale und Wertschöpfende eines Designbüros ausmacht, und damit deutlich zu machen, durch welche Merkmale es sich von Instantdesignern und Dumpinganbietern abgrenzt. Und das hat, wie wir gleich sehen werden, nicht nur mit guter Gestaltung zu tun, sondern vor allem mit wirksamer Gestaltung und der Art, wie sie gemanaged wird. Wenn einem möglichen Kunden diese Informationen und Unterscheidungsmerkmale zwischen »professionell« und »nicht-so-dolle« fehlen, wird er sich anhand des angebotenen Preises entscheiden. Wir müssen zudem beim Reden über unsere Profession statt unserer Sichtweise mehr die Perspektive von Kunden einnehmen. Und uns auf die konzentrieren, die Wert auf eine gute Zusammenarbeit legen. Auftraggeber, die für Designleistungen sowieso nichts bezahlen wollen, ignorieren wir, denn die sind meistens ohnehin unzufrieden und betreuungsaufwändig.

Was Profis ihren Kunden sagen sollten

Zunächst einmal zeichnen sich Profis durch ihre Zuverlässigkeit und Kontinuität in der Betreuung und in der Gestaltung aus. Eine Designerin, die die Strukturen und Mitarbeiter ihrer Kunden kennt, weiß auch um deren Gestaltungsziele, um die Arbeitsabläufe und kann neue Projekte sofort richtig einordnen. Und das alles sehr rationell, denn das spart auch dem Kunden Zeit und Aufwand. Kunden, die wegen eines niedrigeren Preises häufiger ihre Designer wechseln, müssen einen hohen Mehraufwand für die Einarbeitung einkalkulieren.

Professionelle Designer können sich, vor allem wenn sie eine längere Berufserfahrung mitbringen, sehr gut in für sie neue Branchen einarbeiten. Sie lernen schnell deren visuelle Vorlieben kennen oder die ihrer Zielgruppen, z.B. durch das Anlegen von Moodboards. Und sie können zielgerecht daran anknüpfen, denn dadurch verhindern sie ein zeit- und kostenintensives, gestalterisches Herumprobieren.

Wenn ein Designer einen Auftrag bearbeitet, kann er natürlich keine Erfolgsgarantie übernehmen, dafür sind die von ihm nicht beeinflussbaren Einflussfaktoren viel zu mannigfach. Aber er kann garantieren, dass sein Kunde ein professionelles Arbeitsergebnis erhält, das ebenso gut ist wie er selbst. Einfach weil er weiß, wie wirksam bestimmte Gestaltungen, Stile und Designprodukte sind.

Designer sind oft die ersten außerhalb des Kundenunternehmens, die von einer Veröffentlichung oder einem neuen Produkt erfahren. Sie haben daher die Möglichkeit einer ersten externen Reflexion und Beratung, wenn ihnen an den Materialien und Vorgaben etwas auffällt, das ein Erreichen des Zieles beeinträchtigen würde – möglichst gleich mit einem Lösungsvorschlag.

Erfahrene Designerinnen und Designer haben ein hohes Fertigungs-Know-How, sie sind in der Lage, Projekte und Prozesse zu planen. Und zwar auch in von Kunden vorgegebenen (Produktions-)Netzwerken, denn sie wissen, wie man sich so einfügt, dass es keine ungeklärten Schnittstellen gibt. Und wenn noch kein Projektnetzwerk vorhanden ist, sind professionelle Designer in der Lage, zusammen mit anderen Kollegen ein solches aufzubauen.

Zuguterletzt haben erfahrene Designer eine unternehmerische Professionalität, denn sie wissen einfach, was gilt und was geht, wo sie beraten müssen oder externe Beratung brauchen. Sie wissen, was die Künstlersozialkasse ist, wie Angebote und AGBs auch inhaltlich auszusehen haben, was Abschlags- und Schlussrechnungen sind und was auf ihnen draufstehen muss, damit sie rechtsgültig sind.

Schöne Geschichte – nur schade, wenn sie niemand hört

Alles das ergibt einen Mehrwert, der einem Kunden in hohem Maße nutzt – und deshalb von uns dargestellt werden muss, besonders wenn er mit den eigenen fachlichen Vorzügen verknüpfbar ist. Die häufig anzutreffende Mein-Werk-spricht-für-mich-Haltung klingt stolz, ist aber so effektiv wie der Glaube, dass der nächste Kunde auf einem rosaglitzernden Einhorn vorbeireiten wird. Designerinnen und Designer müssen sich, wenn sie sich sehr billige oder unprofessionelle Mitbewerber von Hals halten müssen, (in den richtigen Netzwerken) engagieren, um neue und interessante Kontakte zu knüpfen. Sie sollten dabei von dem berichten, was professionelles Design ausmacht und inwiefern es den Auftraggebern mehr nutzt als lediglich dekorativ Aufgehübschtes. Und diese Mehrwert-Erzählung der Profis wird sich sehr von der Erzählung der Dumpinggestalter unterscheiden – denn die handelt immer nur von geringem Geld.

Andreas Maxbauer