Netzwerken mit Strom

Beziehungen mit Social-Media- und Networking-Plattformen pflegen

Netzwerken ist zwar nicht jedermanns Sache, dennoch erstaunt es, dass sehr viele Designer in den sozialen Medien oder gar im Internet insgesamt kaum aufzufinden sind. Die Gründe sind sehr unterschiedlich: „keine Zeit für so etwas“, Befürchtungen vor Datenmissbrauch oder Persönliches preiszugeben, oder auch einfach die Scheu, sich mit einer Selbstdarstellung zu befassen. Dennoch: Es ist für Freiberufler besonders wichtig, sich kontinuierlich zu vernetzen, der Artikel »Netzwerken ohne Strom« dieser kleinen Reihe beschreibt es. Dieser Beitrag hier wendet sich mehr an Kolleginnen und Kollegen die den sozialen Medien als »Digital Immigrants« eher reserviert gegenüberstehen. Der Grundgedanke ist, dass die Social-Media-Plattformen eine sinnvolle Ergänzung zum normalen, dem »analogen Netzwerken«, die »ohne Strom« sind.

Klasse statt Masse auch bei Social-Media-Kontakten gefragt

Dabei wird Netzwerken sehr unterschiedlich verstanden: Als ich vor einigen Jahren nach einem bestimmten Buch über berufliches Netzwerken suchte, stand es bei meinem Buchhändler zwischen allerlei EDV-Technikbüchern. So ähnlich ist es bei den Social-Media-Büchern, sie stehen je nach Buchhandlung oder Bibliothek ebenfalls bei der Computer- oder der Wirtschaftsliteratur. Das bildet ein wenig die Realität ab, denn Netzwerken mit den Social Media ist oft »irgendwie etwas dazwischen«. Viele von uns haben durch ihre Accounts zwar eine Menge Kontakte zu Bekannten oder mit Personen, die sie kaum oder gar nicht kennen und die irgendwie entstanden sind. Das wird alle paar Tage deutlich, wenn wir auf Geburtstage von Leuten hingewiesen werden, deren Namen uns auf Anhieb nichts sagen.

Und hier liegt im Sinne von bewusstem Netzwerken ein Problem, denn die Masse statt der Klasse sorgt dafür dass unsere Kontakte zwar breit gestreut aber oft nicht eng genug für eine Beziehung sind. Dennoch sind in einer guten Kontaktliste überwiegend Personen, zu denen wir einen wirklich guten Draht haben, die wir regelmäßig wahrnehmen, an deren Mitteilungen wir ein wirkliches Interesse haben. Meistens sind das Leute, zu denen wir weitere Anknüpfungspunkte haben und denen die wir auch im »wirklichen« beruflichen oder privaten Leben von Zeit zu Zeit begegnen.

Sinnvolle Verknüpfung als Basis für ein gutes Netzwerk

Gute und gern gepflegte Kontakte sind meistens die, bei denen es mehrere Gemeinsamkeiten gibt, zum Beispiel eine gleiche berufliche Situation oder der gleiche Ort und gleiches Alter, die Mitgliedschaft in einem Verband oder eine gute Kundenbeziehung. Die Verbundenheit nimmt meistens mit der Anzahl der Ähnlichkeiten zu. Das heißt nicht, dass man sich nur mit Personen verknüpfen sollte die einem schon im realen Leben begegnet sind, denn Gemeinsamkeiten können sich auch in digitalen Welten zeigen. Ich habe mehrere Personen erst im Internet kennengelernt und begegnete ihnen später auf Kongressen, Ausstellungen oder eigens arrangierten Treffen. Der Volltreffer ist ein Kollege, den ich über eine Fotogruppe im Internet kennenlernte: Wir sind beide gleichaltrige Designer, sind im gleichen Berufsverband, haben zuvor einen anderen aber gleichen Beruf gelernt und treffen uns regelmäßig auf verschiedenen Social-Media-Plattformen. Und, der Gipfel, wir wohnen einander schräg gegenüber, zwischen uns liegt nur unsere gemeinsame Stammkneipe.

Wenn man gut verknüpft ist und wenn genügend viele Bekannte, Kollegen und Kunden ebenfalls in den Social Media unterwegs sind, ist bereits eine gute Basis zum erweiterten Networking gelegt. Denn selbst wenn auf der Web-Plattform selbst nur wenig direkter Kontakt entstehen sollte, so erfährt man dort Aktuelles oder Interessantes übereinander und das möglichst mit einer guten Regelmäßigkeit und Kontinuität.

Profil zeigen

Die Mitgliedschaft in einem Netzwerk alleine ist noch keine gute Kontaktpflege, da bedarf es schon einiger selbst beizusteuernder Inhalte, wobei wir hier von einem Netzwerk ausgehen, das auch beruflich genutzt wird. Einerlei wo man sich einen Account zulegt: Der erste und wichtige Inhalt ist ein aussagekräftiges und aktuelles Profil mit einem ordentlichen, nicht allzu privaten Foto. Ich wundere mich immer wieder über die Vielzahl an Xing- oder LinkedIn-Profilen ohne Porträtbild, ohne Link auf eine Website und ohne die fehlende Nennung einer Geschäftsadresse oder Telefonnummer. Das sind Basisangaben, die für einen Geschäftsverkehr oder gar eine Kontaktaufnahme durch einen potentiellen Interessenten notwendig sind, aber oft aus Angst vor Datenmissbrauch versteckt werden. Ein Minimum an Geschäftsangaben, wie sie auch auf einer Visitenkarte stehen, ist meiner Ansicht nach ein Muss wenn jemand auch online Netzwerken will. Ansonsten entsteht beim Betrachter das Gefühl, dass er nicht willkommen ist und der Profilinhaber eigentlich keinen Kontakt wünscht. Das gilt besonders, wenn das eher leere Profil einige Jahre zuvor angelegt wurde und nur sehr wenige Kontakte vorhanden sind. Hier ist es vermutlich klüger, das Profil zu löschen, denn es ist besser nicht gefunden zu werden als in einem lausigen Zustand.

Ein gutes angelegtes Profil lässt sich für Designer gut ergänzen: Die beruflich orientierten Networking-Plattformen bieten die Möglichkeit, das eigene Design in einem Portfolio zu präsentieren und zu beschreiben. Das ist besonders dann sinnvoll, falls jemand keine Firmenwebsite betreibt oder seine Arbeiten auch über die Social-Media-Kanäle zeigen möchte. Und im Unterschied zu den allermeisten Berufen haben wir ja etwas, das sich im Wortsinne sehen lassen kann.

Die wichtigsten Social-Media- und Networking-Plattformen

Die einzelnen Networking-Plattformen sind im Internet und in der Literatur hinreichend und gut beschrieben, sogar Stadtbibliotheken stellen Brauchbares in ihre Regale. Deshalb beschränke ich mich nur auf ein paar relevante Angebote und wenige Details die mir interessant erscheinen.

Xing ist zwar das größte deutschsprachige berufliche Netzwerk, aber – wie schon eingangs bemerkt – macht die Masse noch keine keine Klasse. Dennoch ist, wenn man sich mit jemandem vernetzen möchte, der erste und häufigste Weg der zu Xing, denn dort ist die Trefferquote am höchsten. Deshalb ist es kein Fehler, sich dort mit einer kostenfreien Basismitgliedschaft anzumelden, zumindest ein paar Eckdaten, Fachgebiete oder Interessen einzugeben, ein Bild hochzuladen und sich mit Anderen zu verknüpfen, zum Beispiel mit Kunden und deren Mitarbeitern. Auch ein paar Angaben zur beruflichen Vita können ebenfalls ganz sinnvoll sein um seine beruflichen Erfahrungen darzustellen. Ich suchte neulich bei Xing Informationen über ein Unternehmen und fand über die Lebensläufe eine mir gut bekannte Kollegin, die dort früher Mitarbeiterin war und mich mit guten Informationen versorgte.

Wer sich intensiver vernetzen mag, kann auch das über Xing tun, das geht vor allem über Gruppen mit fachlichem oder lokalem Schwerpunkt. Es gibt hier zwar kaum etwas das es nicht gibt, jedoch sind die Gruppengrößen sowie die Aktualität und Qualität der Beiträge etwas schwankend, da hilft leider nur anschauen und ausprobieren.

Weitere interessante Funktionen sind die zunehmend über Xing angekündigten Veranstaltungen (man kann sehen wer teilnimmt oder sich gleich anmelden) oder dass sich manche lokalen Xing-Gruppen regelmäßig vor Ort treffen und vernetzen. Man sagt über Xing, dass hier zum größten Teil Selbstständige Mitglied werden und für Selbstständige ist Netzwerken fast überlebenswichtig. Bleibt zu erwähnen, dass Xing einen ganz ordentlichen, werktäglich erscheinenden Design-Newsletter versendet.

LinkedIn steht in dem Ruf, die internationale Plattform von Angestellten zu sein, was für die Vernetzung mit Kunden sinnvoll wäre. In der Struktur ist es Xing sehr ähnlich (wenn auch unübersichtlicher), zum Beispiel durch die Möglichkeit, ebenso ein Portfolio mit eigenen Werken anzulegen. Ein Vorteil von LinkedIn ist, dass es bereits bei der kostenlosen Mitgliedschaft mehr Möglichkeiten einräumt als das in diesem Punkt restriktivere Xing. Ein besonderes Merkmal ist, dass sich Mitglieder gegenseitig fachliche Kenntnisse bestätigen können, wobei das mit etwas Vorsicht zu genießen ist: Mitunter werden Fertigkeiten bestätigt, die nicht gerade zu den Kernkompetenzen zählen.

Facebook ist kein genuin berufliches Netzwerk, dennoch sind dort neben sehr vielen Kollegen auch manche Kunden und Lieferanten anzutreffen. Gerade bei Facebook kennen bzw. begegnen sich Mitglieder oft auch aus anderen Zusammenhängen her und haben die Chance, damit ihr Netzwerken zu intensivieren. (Über die Einstellungen lässt sich übrigens gut festlegen, wem man dort nicht begegnen möchte oder wer etwas nicht lesen soll.)

Durch die eher private Ausrichtung ist Facebook insgesamt legerer und persönlicher und dient damit auch zur Darstellung von privaten Interessen. So wird man dort auch über die Urlaubsreisen anderer Mitglieder, ihre Hobbies und Ernährungsgewohnheiten, ihre Familie sowie dem Wohlergehen ihrer Hunde und Katzen auf dem Laufenden gehalten. Und über politische, weltanschauliche und religiöse Ansichten, die nicht den eigenen entsprechen müssen. Das wiederum verleitet mitunter zu spontanen, etwas polemisch formulierten Kommentaren, die vielleicht für die beabsichtigte berufliche Selbstdarstellung kontraproduktiv sind. Wer zu des Öfteren zu scharf ausgetragenen Scharmützeln neigt, sollte bedenken, dass sich die mitlesende Kundschaft anschließend Gedanken über die etwas knifflige Persönlichkeitsstruktur der Teilnehmer machen wird.

Das gilt natürlich auch im Positiven, denn Facebook eignet sich gut, um regelmäßig indirekt in Kontakt zu bleiben da vieles mitgelesen und wahrgenommen wird auch ohne dass es eine direkte Resonanz gibt. Eine guten Posting-Mischung aus (nicht allzu) persönlichen und fachlichen Interessen rundet das Bild gut ab, das andere sich von jemandem machen. Ein wichtiger Hinweis noch: Platte und penetrante Eigenwerbung kommt in keiner Social-Media- oder Networking-Plattform gut an, das ist wie beim klassischen Netzwerken im wirklichen Leben.

Immer mehr Interessengruppen, Fachzeitschriften, Verbände und Unternehmen betreiben auf Facebook eigene Seiten, weil diese eine höhere Besucherfrequenz und eine intensivere Diskussionsbereitschaft aufweisen als deren klassischen Websites. Auch Designbüros können sich mit überschaubarem Aufwand eine eigene, interessante Facebook-Firmenseite anlegen, wobei hier auf die Impressumspflicht hingewiesen sei.

Google+ ist im großen und Ganzen ähnlich angelegt, es geht dort aber wesentlich ruhiger zu, da Google+ als Social-Media-Plattform wesentlich kleiner ist. Das kann auch ein Vorteil sein, da meiner Beobachtung nach Diskussionen oft eher in die Tiefe gehen und weniger polemisch als auf Facebook sind. Man könnte etwas platt sagen, dass Facebook mehr der Pub und Google+ eher die Kantine ist. Hier finden sich eher viele Fachgruppen, in denen Experten, einem Forum nicht unähnlich, mit Rat und Tat weiterhelfen oder neue Services und Produkte gründlicher vorstellen. Die Bandbreite an Themen entspricht in etwa der von Facebook, zumal viele Unternehmen und Fachforen Google+ gleich »mitbedienen«. Das hat seinen Grund auch darin, dass Inhalte, die hier gepostet werden, in den Trefferlisten der Google-Suchmaschine weiter oben platziert und mit dem eigenen Logo oder Portrait gekennzeichnet sind.

Bleiben noch eigene Designernetzwerke, wobei hier dasauge das bekannteste ist. Hier dreht sich alles um Gestaltung mit aktuellen Szeneberichten, Hinweisen auf Designveranstaltungen, Literatur- und Blogvorstellungen, einem Jobmarkt und diversen Foren – sogar ein kleiner Markt für Atelierplätze ist vorhanden. Eine Vernetzung mit Kunden ist hier sehr unwahrscheinlich, aber dafür bietet dasauge Designern, die sich vernetzen wollen, eine gute fachliche Heimat.

Auch hier haben die Designerinnen und Designer die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte zu nennen, ihre eigenen Arbeiten zu zeigen und über eine gute Suchfunktion gefunden zu werden. Sie ermöglicht auch die Suche nach Regionen und Kompetenzen, sodass sich eventuelle Kolleginnen und Kollegen für eine Zusammenarbeit finden lassen. Begegnet man sich danach auch im realen Leben, ist das Netzwerken insgesamt perfekt gelungen.

Autor Andreas Maxbauer, 26.07.2017

Eine Zwitter-Form – online (virtuell) einer Meetup-Gruppe beitreten, verabreden und real treffen – die, hat man seine Gruppe(n) gefunden, eine Bereicherung sein kann.

Die Gruppen sind regional gegliedert und meist sehr speziell ausgerichtet. Weiterhin ist zu beachten, dass einige Gruppen kommerzielle Ziele verfolgen.

Das Besondere ist, man bekommt Kontakt zu Menschen, die man meist im alltäglichen (Arbeits-)Leben eher nicht trifft. Für Designerinnen ist es lohnenswert, dabei Menschen aus angrenzenden und zur Projektumsetzung benötigten Fachgebieten – Programmierung, Video … – kennen zu lernen.

Autor Christhard Landgraf, 3.12.2019