Moderne Vergütungsformen für Design

Betrag unten rechts, 14 Tage netto …? Da geht mehr.

Wer sein Geld noch immer ausschließlich mit einer Honorarrechnung nach getaner Arbeit verdient, lässt viele Einkommensmöglichkeiten liegen. Denn es gibt andere Optionen – erfolgsorientierte Umsatzbeteiligung, passive Einkommen wie die VG Bild-Kunst, Lizenzen, Nutzungsrechte oder Tantiemen. Es gibt viele Möglichkeiten, Vergütung für Design zu erhalten, die man dauerhaft gut planen kann, und die Zeiten der bösen Überraschungen beim Blick in die Bücher sind Geschichte.

Das ist Liz. Sie ist Illustratorin und spezialisiert auf Illustrationen für Schulbücher, hier insbesondere auf Sympathiefiguren. So würde sie ihren Beruf beschreiben. würden wir sie danach fragen. Ihr Geld verdient sie auch exakt damit, aber das macht einen eher kleinen Teil ihres Einkommens aus.

Den weitaus größeren Teil verdient sie mit der Erstellung von Konzepten zur Gamifizierung von Lerninhalten. Die erstellt sie so, dass sie gut in vielen unterschiedlichen Kontexten angewendet werden können. Da heißt, sie bietet sie den Lehrerfortbildungsinstituten der Bundesländer (und davon gibt es einige) zur Lizenzierung an.

Diensthonorare erhält sie für die Workshops und Seminare, die sie den Lehrer:innen anbietet, die mit den gamifizierten Lerninhalten arbeiten wollen. Außerdem erhält sie ein paar Tantiemen von YouTube, wo sie regelmäßig Tutorials zu ihren Gamifizierungskonzepten veröffentlicht.

Das ist Alexander. Er ist Foodfotograf und verdient sein Geld mit Fotografien für exklusive coffee table books. Die Aufträge dafür erhält er von einem auf coffee table books spezialisierten Verlag, der ihm die Honorare für die Fotos sowie Tantiemen, sprich Nutzungsrechte, dafür zahlt.

Bereits von Liz wissen wir, dass Verlage schlecht zahlen, weshalb Alexander stets nur das einfache Nutzungsrecht an den Fotos einräumt, um sie auch noch auf speziellen Bilddatenbank zur Lizenzierung anbieten zu können.

Darüber hinaus wird er gern von zum Beispiel Porzellanherstellern engagiert, deren Produkte er wirkungsvoll inszeniert und fotografiert. Außerdem hat er Spaß an eigenen Fotoprojekten, die eher künstlerisch und weniger werblich sind. Die finanziert er über Crowdfunding, zum Beispiel über die Plattform Startnext.

Das ist Daniela. Sie ist Brand Designerin und unterstützt und begleitet ihre Kund:innen bei der kontinuierlichen, erfolgreichen Entwicklung ihrer Marke. Dafür arbeitet sie mit ihren Auftraggeber:innen langfristig zusammen, zum Teil über Jahre. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit ist ihr sehr wichtig, denn sie weiß, dass eine erfolgreiche Marke sie braucht.

Abhängig von der individuellen Situation ihrer Kund:innen entscheidet sich Daniela stets für einen Mix aus unterschiedlichen Vergütungsarten. Sie stellt ein Honorar in Rechnung für die Entwurfsarbeit sowie die beratenden Leistungen. Das ergänzt sie um den Erwerb von Unternehmensanteilen oder die Umsatzbeteiligung bei Unternehmen, von denen sie überzeugt ist, dass sie sich positiv weiterentwickeln werden. Ist dies keine Option, berechnet sie die übliche Nutzungsvergütung nach dem Vergütungstarifvertrag Design (VTV Design). Oder sie verzichtet auf einen Teil ihrer Vergütung in EURO und vereinbart mit den Kund:innen Nachbeauftragungen in den kommenden Jahren. Dies macht sie besonders gern bei Neukund:innen. Denn damit kann sie eine langfristige Kundenbeziehung aufbauen.

Neuerdings bietet sie die entwickelten Erscheinungsbilder auch zum Leasing an. Das heißt, ein bestimmtes Leistungspaket wird vereinbart, das die Auftraggeber:innen für einen definierten Zeitraum und eine festgelegte monatliche Rate leasen können. Für Daniela heißt das, dass sie zunächst in Vorleistung geht. Entwickeln sich die Kund:innen gut, steigert das den Wert der Marke, und Daniela kann einen höheren Preis erzielen, wenn sich die Kund:innen nach Ablauf des Leasingzeitraums für den Erwerb des Markenerscheinungsbildes entscheiden (was sie in der Regel tun werden).

Das ist Till. Er ist Webdesigner und hat sich auf Social Media spezialisiert. Her berät und begleitet er seine Auftraggeber:innen bei der Konzeption und Entwicklung ihrer diversen Social-Media-Kanäle sowohl inhaltlich als auch gestalterisch. Er entwirft und gestaltet regelmäßig Posts für sie, unterstützt sie jedoch zunehmend dabei, ihre Posts selbst erstellen zu können. Dafür erstellt er ihnen Vorlagen in Canva, die sie mit ihren Inhalten füllen können.

Zusätzlich bietet er Tutorials zur erfolgreichen Entwicklung von Social-Media-Kanälen auf YouTube an. Dafür erhält er von der Plattform einen Teil er Werbeeinnahmen, die sie auf seinem Kanal erzielt.

Von seinen Kund:innen erhält er einen Mix aus Werkhonorar (für die gestalteten Posts und die Vorlagen), Diensthonorar (für die beratenden Leistungen) sowie das Nutzungsentgelt für die Posts. Die Rahmenbedingungen dafür werden in Retainerverträgen vereinbart, was sich bei solchen kontinuierlichen, immer wiederkehrenden Projekten als zweckmäßig erwiesen hat.

Das ist Mieke. Sie ist Produktdesignerin und konzipiert und entwirft nachhaltige Fahrräder. Fahrradhersteller lizenzieren die Entwürfe bei Mieke. Das Besondere an ihren Fahrrädern ist, dass sie von ihren Besitzer:innen leicht selbst repariert werden können und die dafür benötigten Ersatzteile mit einem 3D-Drucker erzeugt werden können.

Deshalb bietet Mieke zusätzlich zu den Entwürfen Workshops und Beratung für Fahrradgeschäfte an, damit diese wiederum ihre Kund:innen richtig beraten können. Dafür erhält sie ein Diensthonorar von den Fahrradgeschäften.

Alternativ können sich Fahrradbesitzer:innen in Miekes Tutorials auf YouTube schlau machen und sich die Reparaturanleitungen herunterladen. Für ein kleines Lizenzentgelt können sie sich dann den nötigen Entwurf für die im 3D-Druck erzeugten Ersatzteile herunterladen.

Die Moral der Geschichten

Liz, Alexander, Daniela, Till und Mieke haben verstanden, dass sie als Designer:innen weitaus mehr Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen, als mit der Abarbeitung von Kundenaufträgen, für die sie am Ende eine Honorarrechnung stellen. Dieser Mix aus unterschiedlichen Einnahmemöglichkeiten macht sie unabhängiger, ihre Arbeit vielseitiger und ihren Kontostand solider.