Tagungsblog „Design und Verantwortung“ | Tag 1: Workshops & Führungen

Text: Florian Alexander Schmidt (wenn nicht anders gekennzeichnet). Fotos: Ulrich Oberst.

Von Spinnen im Netz und Absprachen auf hoher See

Die AGD Tagung 2015 beginnt am Donnerstag Morgen bei strahlendem Sonnenschein zwischen ausschlagenden Bäumen und zwitschernden Vögeln. Es ist Frühling in der Gartenstadt Hellerau, und die geschichtsträchtigen Deutschen Werkstätten bieten den perfekten Veranstaltungsort um über nachhaltiges Wirtschaften und Gestalten zu diskutieren.

Oberst_20150415_L9998847 Panorama
Christhard „Otto“ Landgraf geht es um’s Prinzip! und in seinem Workshop dreht sich alles um Netze. Zur Abwechslung geht es aber mal nicht um das weltweite Gewebe des Internet, sondern um die Positionsbestimmung des eigenen unternehmerischen Handelns als Designer. Zu diesem Zweck setzt der sourverän vortragende Christhard „Otto“ Landgraf, Gestalter und Gesellschafter der in Berlin ansässigen Agentur für Kommunikation zappo, voll auf den Einsatz sogenannter Spinnennetz-Diagramme, mit denen sich ein halbes Dutzend Werte miteineiner in Bezug setzen lassen. Auch Fischnetze kommen zum Einsatz, dazu später mehr.

Bierdeckel mit Netzdiagramm zu Design und Nachhaltigkeit
Der sprichwörtliche Bierdeckel, beliebtes Mittel zur Komplexitätsreduktion, hier mit einem Spinnendiagramm ganz konkret im Einsatz.

 

Landgraf, der auch Mitautor der Charta für Nachhaltigkeit im Design der AGD ist, setzt sich seit Jahren ein für die Verbindung von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit. Interessanter Weise lässt sich der Begriff der Nachhaltigkeit, so erklärt Landgraf, bis in das Sachsen des frühen 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Hier hatte sich Hans Carl von Carlowitz, im Auftrag von August dem Starken, bereits 1713 mit Prinzipien der ökologischen Forstwirtschaft auseinandergesetzt.

Doch noch bevor Fragen der Ökologie im Design erörtert werden, erinnert Landgraf die etwa 20 teilnehmenden Designer daran, wie wichtig es ist, das eigene Handeln mit der Außendarstellung als Designer in Einklang zu bringen. „Es ist schizophren, wenn man zwar ein Einzelunternehmen ist, aber auf der Webseite ständig von Wir spricht – das ist bereits die erste Lüge.” Die im Übrigen auffliegt, sobald jemand ins Impressum schaut.

Es folgt ein Netzdiagram auf das nächste, um Ist- und Soll-Zustand der eigenen Praxis mit den Erwartungen der Kunden in Kongruenz zu bringen. „Muss ich als Gestalter, der nachhaltige Druckprodukte anbieten will auch Veganer sein?” fragt Landgraf, und macht deutlich, dass sich niemals eine absolute Maximierung aller Werte wird erziehlen lassen. Positionsbestimmung heißt immer auch, Schwerpunkte zu setzen und abzuwägen zwischen verschiedenen Idealvorstellungen. (Die Frage der ethisch korrekten Ernährung sorgte übrigens schon in der Lebensreformbewegung für Konfliktpotential, ursprünglich durften nur Vegetarier in der Gartenstadt wohnen, später rückte man von diesem Dogma ab.) „Bei dem komplexen Thema Nachhaltigkeit ist es unmöglich 100% nachhaltig zu sein”, so Landgraf, aber es deswegen gar nicht erst anzugehen kann nicht die Antwort sein.

Der zweite Teil des Workshops ist interaktiv und konfrontiert die Teilnehmer mit der Tragik der Allmende. Gespielt wird das rundenbasierte Fischerspiel, bei dem fünf Gruppen miteinander um die maximale Ausbeute im Fischfang konkurrieren. Pro Runde kann jede Gruppe die imaginären Netze im gemeinsamen Gewässer auswerfen und entscheiden, wie viel Prozent des Fischbestandes an Land gezogen werden sollen. Die einzigen Vorgaben des Spielleiters: So viele Fische fangen, wie möglich. Absprachen zwischen den Gruppen sind untersagt. Maximal 15% der Fische dürfen pro Runde und Gruppe aus dem Wasser geholt werden. Nach jeder Runde verkündet der Spieleiter die erzielten Erträge pro Gruppe und den verbliebenen Fischbestand.

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Erwartungsgemäß fischen die meisten Gruppen was das Zeug hält. Schon nach der zweiten Runde haben sich die gemeinsamen Fischbestände auf fast die Hälfte reduziert. Der ründliche Fischzuwachs kann die Überfischung nicht ausgleichen. Nachhaltig ist anders. Doch dann, schon in der dritten Runde, die Revolution. Der Designer Michael Zimmer erhebt sich zum Plädoyer, stellt den Spielleiter in Frage, erklärt, dass es so nicht weitergehen kann, dass die Spielregeln gebrochen und Absprachen eingeführt werden müssen. Und so geschieht es denn auch. Widerwillig, ob der Vorgabe doch das Maximum rauszuholen, einigen sich die Gruppen auf eine Fangquote von nur 3%. Es gibt sowohl übereifrige Bestandsschützer, die noch unter der Quote bleiben und andere, die die Rücksicht der Konkurrenz zum eigenen Vorteil nutzen. Auch innerhalb der Gruppen ist man sich nicht immer einig über die richtige Strategie. Doch kollektiv pendelt sich das System ein, die Fischbestände erholen sich langsam.

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Jeder will ein möglichst großes Stück vom Kuchen aus der Marktbäckerei Hellerau.

 

Bevor Spielleiter Landgraf den Kuchen in Fischgestalt für die neu entstandene Schicksalsgemeinsschaft zum Verzehr freigibt, räumt er noch ein: „Ihr hattet keine Chance. Das Spiel ist unmoralisch, weil die Anweisung mehrdeutig war.” Fangt so viele Fische wie möglich kann sowohl individuell oder kollektiv verstanden werden. Entscheidend ist zudem die Zeitachse. Die Ausrichtung auf kurzfristige Profite des Einzelnen zerstört langfristig die Existenzgrundlage der Gemeinschaft.

AuswertungFischerspiel

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Wie Bitte?!

Bericht zum Workshop Wenn guter Rat auf taube Ohren stößt mit Susanne Sommer.

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Gespräche werden emotional geführt, dabei hilft die Kenntnis und Deutung von Signalen und Worten meines Gegenübers. Nette Begrüßung, sehr persönlich, auf Augenhöhe. Susanne hat uns mit schauspielerischen Mitteln gut ins Seminar eingebunden. Für alle war was dabei: Esoterik, Watzlawick (Man kann nicht nicht kommunizieren), NLP, Umdeuten…

„Das Unterbewusstsein nimmt 11km Strecke ein und im Vergleich dazu das Bewusste 7cm.“

Eigene Beispiele aus der Familie verdeutlichen das Anliegen des Workshops. Ein Rollenspiel zum Thema Preisverhandlung mit einem Kunden regte zu lebhafter Diskussion an. Stichwörter dazu: Kein erhobener Zeigefinger, Persönlicher Bezug wichtig, Toleranz, Ich kann ich bleiben, muss aber tolerant sein. Authentizität (!), nicht hinter dem Knochen herlaufen. Am Ende sind wir durch die Prärie geritten…

Wer mehr wissen will, fragt Susanne direkt. Sie zeigt ihre Stärken, wenn sie auf Teilnehmerfragen eingehen kann.
Ein anregender und motivierender Workshop.

Text: Harald Wanetschka

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Preiswert und Preis wert – Designer und ihre Vergütungen

Bericht zum Workshop mit Victoria Ringleb und Andreas Maxbauer.

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„Design und Verantwortung“ – was wird mich hier erwarten? Ich bin gerade zur Türe hinein für meinen ersten Workshop mit dem Titel „Preiswert und Preis wert – Designer und ihre Vergütungen“, ein Stuhlkreis erwartet mich – da bin ich mal gespannt.

Noch nicht ganz wach aber schon halb fit, kann ich gut folgen, da Andreas Maxbauer dank seiner lockeren und freundlichen Art mich (oder zumindest mein Hirn) abholt. Ebenso ist es schön, dass es Flipcharts und ein Handout gibt, das beruhigt mich – man kann sich ja meistens nicht alles merken. Schnell wird aber klar, dass es ein Thema ist das mich bewegt und berührt – mein Thema: Preis, Preisgestaltung und dann zusammen mit dem Wort „Wert“ – sehr schön. Victoria Ringleb beginnt den Workshop ganz praktisch mit Schokoladentafeln, ich bin gespannt und lausche.

An drei verschiedenen Marken unterschiedlichen Preisniveaus erfahren wir das „Preis“ und „Wert“ zwei zusammenhängende aber unterschiedliche Dinge sind. Je nachdem ob der Fokus beim Kauf einer Schokolade auf der edlen Verpackung, einem Fair-Trade-Siegel oder dem vertrauten Markennamen liegt, bekommen Preis und Wert eine andere Relation. Fragen in die Runde ergeben, dass wir gerne in jedem Fall das Hochwertige bevorzugen. Jetzt kommt Papier ist Spiel – das kommt dem Designer schon bekannter vor – jetzt sollen wir aus fünf Papier- und Druckmustern das kostengünstigste Papier heraussuchen. Gar nicht so einfach, denke ich mir und versuche es nach dem Ausschlussverfahren. Wie andere auch habe ich das günstigste Papier als das hochwertige fehleingeschätzt, blöd! Woraus wir lernen, dass das Günstigste nicht zwingend so aussehen muss. Im Workshop wird diskutiert und Victoria Ringleb steuert theoretisch Wissenswertes bei.

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Mein Adrenalinspiegel steigt als Andreas Maxbauer mittels einer Revolvers, einem Lottoschein und einem Pokerspiel den Zusammenhang von Kosten und Zeit als Basis für die Grundkalkulation von Preisen erklärt. Es geht weiter mit dem notwendigen eigenen Profil und der Abgrenzung zum Mitbewerb, als Beispiel für die Marktpositionierung vieler Designer werden noch Würfel, Messer, Schnur und Nagelknipser gezeigt.

Victoria Ringleb zeigte dann an Charts die Notwendigkeit als Designer, die Kundeninteressen und den Markt zu kennen auf dem wir uns bewegen, und wie diese Dinge zusammenhängen.

Im letzten großen Teil zeigte Andreas Maxbauer an einem großen Haufen Mäuse, wie Designer ihre Honorare oft selbst herunterrechnen. Und mit welchen sehr verbreiteten Argumenten sie es einem verhandelnden Kunden einfach machen, den Preis zu senken – von dem Haufen Mäuse blieb nur noch ein Viertel übrig. Verhandlungsgeschick zeigt sich bei Designern auch darin, dass sie immer den Wert, den Mehrwert und den Kundennutzen herausstellen sollten. Ich bin der Meinung: herausstellen müssen. Design hat seinen Wert, und der Mehrwert den der Kunde durch unsere Leistung bekommt, wird mit einem Preis – unserem Honorar abgegolten.

Ich finde es war ein toller, praxisbezogener Workshop und es hat sich gelohnt, schon um 9.00 Uhr in Dresden Hellerau auf der Matte zu stehen. Danke Andreas und Victoria, danke AGD.

Text: Roland Mietke

 


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31 Quadrate und 7 Matroschkas

Bericht zum Workshop Neukunden-Akquise: Leicht gemacht! mit Marianne Lotz

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Ein persisches, auf das Verhalten der meisten Designer zutreffendes Sprichwort sagt, dass die „Dinge schwer sind, bevor sie leicht werden“. Ist die mächtig erscheinende Hürde genommen, kommt Übung hinein und es wird deutlich leichter. Die Teilnehmer des Akquisitions-Workshops mit Marianne Lotz wussten wie es sich einfacher angehen lässt:

  • in kleine Schritte aufteilen
  • positive Einstellung, z.B. an das gelungene Ziel denken
  • Übung macht des Meister
  • einfach anfangen
  • im Tun ergibt sich der nächste Schritt

Fehlt noch das das Wissen um die richtige Vorgehensweise. Ein wichtiger Punkt dabei ist, seine Leistung als Designerin oder Designer kundenorientiert zu formulieren und über ihre Wert zu reden. Einfach zu sagen „Ich bin Designer“,reicht meist nicht aus, weil Design inzwischen ein Modebegriff ist der für alles Mögliche steht. Besser ist es, das zu formulieren was die eigene Leistung dem Kunden bringt, z.B. „Ich sorge mit meiner professionellen Gestaltung dafür, dass sich die Exklusivität Ihrer Produkte im Ihrem Erscheinungsbild widerspiegelt“. So dargestellt klingt bereits der Kundennutzen durch, es gelingt leichter das Interesse zu wecken.

Gründe zu akquirieren gibt es viele: Mehr Aufträge, mehr Kunden oder einfach nur andere Kunden mit besser vergüteten Aufträgen. Dazu muss man sich bekannt machen, damit im Falle eines Bedarfs der Kunde bereits weiß, an wen er sich wenden kann. „Wie hoch ist Ihr Bekanntheitsgrad? Was schätzen Sie, wie viele Ihrer Wunschkunden wissen bereits, dass es Sie gibt und was Sie für sie tun können?“ fragte Marianne Lotz in die Runde. Die Zahlen wichen weit voneinander ab, oft war sie deutlich zu gering.

Den Schluss setzte ein Quiz um Quadrate und einer Matrioschka als Symbol. Ziel war, hier noch einmal zu verdeutlichen, dass Akquisition neben der Chance auf einen Besuchstermin einen Zweit-Nutzen hat: Designerinnen und Designer erhalten Informationen über ihren Markt und über ihre Wunschkunden – was für die eigene Akquisitionsstrategie sehr vorteilhaft ist. „Meist ist mehr drin als man glaubt“, gibt Marianne Lotz den motivierten Teilnehmern ihres gut besuchten Workhops mit auf den Weg.

Text: Andreas Maxbauer

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wer gestaltet die schöne neue Welt?

Bericht zum Workshop Brave New World! von Markus Artur Fuchs.

Wir befinden uns mitten in einer sich rasant verändernden Welt, und es ist die Chance, Verantwortung und Notwendigkeit professioneller Designer, diesen Umbruch aktiv mitzugestalten – so die Kernthese des Vortrags von Markus Artur Fuchs. Der Geschäftsführer der Agentur KontextKommunikation und Mitinitiator des Wirtschaftsmagazins enorm, setzt sich in seinem gestalterischen Schaffen und in seinen Publikationen für ein Wirtschaften ein, dass nicht auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, sondern auf eine soziale Haltung und verantwortliches Handeln, unter Berücksichtigung der langfristigen Perspektiven aller Stakeholder. Markus Artur Fuchs stellt nicht weniger als die Systemfrage und versucht daran mitzuwirken unser wirtschaftliches Handeln vom Kopf auf die Füße zu stellen. Die Ökonomie soll dem Menschen dienen und nicht, wie üblicherweise, andersherum. Inzwischen leuchte auch den Letzen ein, dass unser jetziges Wirtschaften nicht nachhaltig ist, dass der Club of Rome recht hatte, als er bereits 1972 das Ende des Wachstums postulierte. Schließlich leben wir in einem System mit begrenzten Ressourcen. Allein, es mangelt oft noch daran, diese Einsicht auch in das eigene Handeln zu übertragen.

Den Designern kommt, so Fuchs, qua ihrer Ausbildung und Erfahrung eine besondere Rolle in der sich verändernden Wirtschaftslandschaft zu, zumindest potentiell. Sie haben das Zeug, die tiefgreifenden Veränderungsprozesse zu orchestrieren, zu moderieren und mitzugestalten. Das Leben ist zu kurz für sinnlose Jobs, erklärt Fuchs, und die Designer sollten sich dazu entscheiden ihren Beruf dementsprechend auszurichten. Sie haben im Prinzip auch keine Wahl, denn mit der Welt ist auch die Designprofession im Umbruch begriffen. Wir als Designer, appelliert Fuchs, sollten uns nicht in der Perfektionierung von Details der Dingwelt verlieren, sondern die grundsätzlichen Ziele in Frage stellen. Anstatt die Dinge immer noch richtiger zu machen, sollten wir lieber die richtigen Dinge machen!

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Mittels einer langen Reihe historischer Zitate macht Fuchs deutlich, dass sich Designer entsprechende Fragen nach der gesellschaftlichen Verantwortung nicht erst seit gestern stellen. Von Richard Buckminster-Fuller und Victor Papanek über das First Things First Manifesto bis hin zu Otl Aicher gibt es schon seit spätestens Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Vordenker in der Gestaltung, die das Handeln des Individuums mit der Systemebene in Verbindung bringen, die Welt als Entwurf begreifen und für diesen Entwurf im Großen Verantwortung übernehmen wollen. Doch während die sozialen und ökonomischen Herausforderung immer dringlicher werden, sind auch die Möglichkeiten des Individuums zu einem nachhaltigen Wandel beizutragen so groß wie nie. Mit dem Verweis auf das von Florian Pfeffer im Hermann Schmidt Mainz Verlag herausgebrachten Buch To Do: Die neue Rolle der Gestaltung in einer veränderten Welt, sowie auf das über Crowdfunding finanzierte Fairphone, betont Fuchs, dass sich Designern durch die Digitalisierung heute ganz neue Wege eröffnen, sozialere Geschäftsmodelle zu etablieren und nachhaltigere Produkte auf den Markt zu bringen.

In dem sich an den Impulsvortrag anschließenden Workshop-Teil ging es dann daran, mit den Methoden des Design Thinking in Gruppenarbeit neue Ansätze zu entwickeln. Aufgrund der vorhergegangenen Diskussionen war die verbleibende Zeit für diesen Teil zu knapp. Ansätze drehten sich um gestalterische Mittel gegen Politikverdrossenheit, die potenzielle Obsoleszenz der Designer und künftige Herausforderungen für die AGD. Der spannendste Beitrag kam von einer Gruppe, die sich mit Medienkompetenz auseinandersetzte und ein Plug-In vorschlug, das bei Nachrichtenmeldungen im Netz automatisch immer auch die Gegenposition einblenden soll, bzw. in einer Paralleldarstellung zeigen soll, wie unterschiedlich über ein konkretes Ereignis in verschiedenen Kanälen und Ländern berichtet wird, sodass sich der Nutzer schneller ein Bild darüber machen kann, was Fakt ist und was möglicherweise Propaganda.

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Planet Talk: Wie komme ich mit meinen Auftraggebern auf eine gleiche Umlaufbahn?

Bericht über den Workshop von Marc Minor, Institut für systemische Führungskultur. (Text von von Dipl. Designer Michael Zimmer, büro für ehrliche werbung.)

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Dass Gestalter und ihre Kunden in unterschiedlichen Welten leben, dürfte allgemein bekannt sein. Wie unterschiedlich diese Welten allerdings oft sind, und dass beide oft noch aneinander vorbeireden, obwohl man meint, sich längst ausgetauscht und verständigt zu haben – das wurde im Workshop von Marc Minor erstmals allen Teilnehmern schmerzlich klar: Nur 1% (!) dessen was wir wahrnehmen, geht über den auditiven Kanal. Marc Minors Tipp: 90% an Seele und Zeit in die Frage „Kommt das an, was mir wichtig ist?” investieren. Und darüber hinaus tuen Designer gut daran, anstatt der Rolle des Beraters, der schnellstmöglich einen großen Auftrag gewinnen will, erst einmal die Rolle des „Unwissenden”, des Fragenden, anzunehmen. Doch auch als Fragesteller sollten Gestalter die Führung übernehmen: „Ist es für Sie in Ordnung, wenn ich bis auf Widerruf die Gesprächsführung übernehme? Darf ich Sie und Ihre Entscheider für eine Stunde in Ihrem Unternehmen interviewen?” Wer dann klug und ohne auf vorgefertigte Lösungen hinzuarbeiten und „Ja, aber…” Antworten einzuwerfen weiterfragt: („Was wäre für Sie nach dieser Stunde ein gutes Ergebnis? Was ist das Problem, was ist Ihre Meinung, und was das Kernproblem dahinter? Welche Schritte haben Sie bereits unternommen und wie waren die Ergebnisse?) der hat die besten Chancen, seinen Auftraggeber fortan auf Augenhöhe und als wertvoller Geschäftspartner zu begegnen.

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„Eine Autofabrik mitten in der Stadt“

Bericht zur Exkursion in die Gläserne Manufaktur

Designer sind flexibel und mobil. Allein deshalb veranstaltet die AGD seit Urzeiten im Rahmen ihrer Jahrestagungen Wanderungen oder Exkursionen, in diesem Jahr sogar gleichzeitig an mehreren Orte. So führten drei Exkursionen mit der Straßenbahn nach Dresden hinein, eine davon in die Gläserne Manufaktur. Hinter diesem Namen und dem ebenso benannten Gebäude verbirgt sich die Fertigungsstätte von Volkswagens Phaeton und des Bentley.

Achtzehn AGD-Designerinnen und -Designer wurden von einem jungen, eloquenten VW-Mitarbeiter durch die beiden Besucherebenen des kleinen Werkes geführt, das eine eigenartige optische Mischung aus einer Fabrik, einer Werkstatt und einem architektonisch überhöhten Designmuseum ist.

Unser Rundgang begann mit einer kurzen Geschichte des Autobaus in Sachsen und führte weiter in die höher gelegene Besichtigungsebene mit einem Blick in die Fertigungsstraße. Auf ihr werden innerhalb von drei Tagen fast ausschließlich in Handarbeit die Fahrzeuge montiert, lediglich vier Roboter nehmen monotone Tätigkeiten ab. Die allesamt schwarzen Karossen rücken im 17-Minuten-Takt eine Station weiter. Auch die Tätigkeiten rotieren, da die Arbeiter im Laufe einer Woche jeden Tag einer anderen Aufgabe nachgehen.

Bei der Planung des 2002 in Betrieb genommenen Werkes waren neben den Interessen der Arbeitnehmer noch die Belange etlicher weiterer Gruppen zu bedenken. Besonders spannend fanden wir die Ausführungen darüber, wie den Anliegen der von Anfang an eingebundenen Dresdener Bevölkerung Rechnung getragen wurde. Das Werk wird nur von acht LKWs täglich angefahren, der Lieferverkehr erfolgt in der Hauptsache über spezielle Straßenbahnen, die das Werk im Souterrain ansteuern. Auch den Bedenken der Umweltschützer wurde begegnet, so werden Vögel über akustische Signale ferngehalten und Insekten nicht durch das Licht angezogen.

Die nächste Interessentengruppe die breite Erwähnung fand, war die anspruchsvolle Kundschaft, die beim Phaeton (Basispreis ca. 75.000 €) großen Wert auf jedes Detail legt. Auch sie wird besonders gehegt. So können Kunden, die ein individuell konfiguriertes Fahrzeug erwerben, während der drei Fertigungstage über Volkswagen ein Besuchsprogramm in Dresden buchen (inkl. Besuch der Semperoper) und ihr Fahrzeug persönlich in Empfang nehmen.

Für die Designer endete der Rundgang mit der Möglichkeit, in drei aufgestellten Fahrzeugen Platz zu nehmen, sich im Wageninneren umzusehen und sogleich die Stereoanlagen auszutesten – sie taten es in sehr gelöster Stimmung. Zum Abschluss zeigte uns der Führer nicht ohne Stolz einen kleinen Knopf, um die Heckklappe des Phaeton automatisch zu schließen – offensichtlich der pure Luxus. (Nahe der AGD-Geschäftsstelle wurde kürzlich ein Škoda aus dem gleichen Konzern ausgestellt, der diesen Knopf ebenfalls aufwies. Nur funktionierte er nicht, was bei einem Škoda unschön ist, bei einem Phaeton aber schieres Entsetzen ausgelöst hätte).

TEXT: ANDREAS MAXBAUER

 

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Tradition und Gegenwart – Rundgang durch die Bürotrakte und Fertigungshallen der Deutschen Werkstätten Hellerau GmbH

Einer der vier angebotenen Ortsbesuche im Programm der AGD Tagung 2015 führte uns zu den Deutschen Werkstätten Hellerau, welche sich inzwischen nicht mehr in der sogenannten „Schraubzwinge”, dem von Richard Riemerschmid entworfenen historischen Gebäudekomplex befinden, sondern in einem geräumigen, modernen Neubau von 2006, der direkt auf der anderen Straßenseite gelegen ist. Die Architekturhistorikerin und Pressesprecherin der Deutschen Werkstätten, Dr. Anette Hellmuth, führte uns auf äußerst sachkundige und kurzweilige Weise durch die Anlage und gab uns nicht nur einen Überblick über die bewegte Geschichte, sondern auch Einblicke in die gegenwärtige Praxis der berühmten Produktionsstätte.

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Dr. Anette Hellmuth führt durch die Werkstätten. Im Hintergrund ein Porträt des Gründers Karl Schmidt und das ursprüngliche Signet der Werkstätten, ein Phönix.

 

Gegründet wurde die Firma im Jahre 1898 von dem damals erst fünfundzwanzigjährigen Tischler Karl Schmidt, ursprünglich unter dem Namen Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Schmidt und Engelbrecht, im Dresdener Stadtteil Laubegast. Schon früh konnte Schmidt wichtige Vertreter des Jugendstils, wie Joseph Maria Olbrich, Charles Rennie Mackintosh und Peter Behrens für Kooperationen gewinnen. 1909 zog der Betrieb in das ländliche Hellerau außerhalb von Dresden, und bildete dort den Ursprung für die Gartenstadt Hellerau, welche um die Werkstätten herum entstand. Die Anlage war sowohl als genossenschaftliche Siedlung für die Arbeiter der Werkstätten gedacht, als auch als Umsetzung von Idealen der Lebensreformbewegung, die Großstädter zurück zur Natur bringen wollte. Ansätze waren zum Beispiel der ökologische Anbau von Nahrungsmitteln vor Ort,  alternative Erziehungmethoden, sowie zeitgenössischer Tanz und Freikörperkultur. In Hellerau vermischten sich in der Folge Arbeitersiedlung und Künstlerkolonie. Heute ist Hellerau die letzte in ihrer Bausubstanz fast vollständig erhaltene Anlage der Reformbewegung weltweit. Und dies obwohl das Gebäudeensemble von den Nazis zu Rüstungszwecken und dann lange von der Roten Armee und der Volkspolizei zweckentfremdet wurde.

Auf der Walz als Tischler im England des späten 19. Jahrhunderts war Karl Schmidt sowohl mit der Idee der Garden-City von Ebenezer Howard als auch mit der von John Ruskin und William Morris geprägten Arts & Crafts Bewegung in Berührung gekommen. Mit der Anlage in Hellerau wollte Schmidt diese Konzepte in Deutschland fortführen. Ziel seiner Möbelfabrikation war es, die gestiegene Nachfrage nach repräsentativen Möbeln für das erstarkte Bürgertum zu bedienen und günstig zu produzieren ohne dabei die Qualität zu opfern. Zu diesem Zweck setze Karl Schmidt als einer der ersten auf sogenannte Maschinenmöbel, die in ihrer Gestaltung auf die Fertigung für die Serie zugeschnitten waren. Die filigranen, floralen, und stark handwerklich geprägten Formen der Arts & Crafts Bewegung sowie des Jugendstils ließen sich so zwar nicht umsetzen, doch Schmidt gab moderneren, ökonomischeren Fertigungsweisen den Vorrang, setzte auf Serie statt Unikat, auf Furnier statt Vollholz, sowie auf Möbel die sich gut zerlegen und verschicken ließen. Der Erfolg stellte sich rasch ein, nicht nur ökonomisch, sondern auch durch gewonnene Preise auf verschiedenen Weltausstellungen. Die Werkstätten wurden zu einer Art deutschem IKEA des beginnenden 20. Jahrhunderts, so Anette Hellmuth.

Zu Zeiten der DDR wurden in den Werkstätten wieder Möbel gefertigt, allerdings führte die Mangelwirtschaft in den Jahren vor der Wende dazu, dass statt Echtholzfurnier Klebefolien zur “Veredlung” herhalten mussten. Nach der Wende gerieten die Werkstätten mit einem Umsatz von nur etwa einer Million Mark in große finanzielle Schwierigkeiten, erholten sich aber durch eine entschiedene Umstellung des Angebotsprofils und erzielen heute mit etwa 250 Angestellten einen jährlichen Umsatz von 57 Millionen Euro. Die meisten der Mitarbeiter sind Ingenieure und Holztechniker, aber auch Logistiker spielen eine wichtige Rolle. Die neue Werkhalle wird ergänzt durch einen ebenfalls großzügigen, offenen, und hellen Bereich, der alle Computer- und Büroarbeitsplätze, auch den des Chefs, in einem einzigen Raum mit hohen Decken und gläsernen Wänden fasst. Man legt großen Wert auf flache Hierarchien (getreu dem Motto: „Nehmt Euch Eure Verantwortung, wir geben sie Euch nicht”) und informelle Kommunikation von Schreibtisch zu Schreibtisch. Dies ermöglicht einen Grad an Kollaboration, wie er inzwischen notwendig geworden ist, und in dem kleinteiligeren, historischen Gebäudekomplex nicht möglich gewesen wäre. Doch auch der neue Bürobereich, ursprünglich für 80 Mitarbeiter geplant, platzt mit weit über hundert Arbeitsplätzen inzwischen aus allen Nähten. Ein weiterer Bau, auf der anderen Seite der historischen Werkstätten, ist bereits in Planung. Die Firma klagt zwar (wie viele andere Unternehmen) über den Fachkräftemangel an Ingenieuren, kann sich aber ansonsten ihre Mitarbeiter aus einer großen Anzahl von Bewerbern auswählen und ist zudem der größte Ausbildungsbetrieb für Tischler in ganz Sachsen.

Oberst_20150416_L1070464Die Neuaufstellung des Betriebs, die nach der politischen letztlich auch die ökonomische Wende herbeiführte, ging einher mit der Abkehr von der Serienfertigung ebenso wie von öffentlichen Bauprojekten. Beides lohnte sich wirtschaftlich nicht. Heute sind die Deutschen Werkstätten Hellerau spezialisiert auf die Umsetzung hochindividueller Lösungen im Luxussegment des Interiordesign. Man ist auch im Hochbau tätig, aber 60% des Umsatzes werden mit der Ausstattung von Luxusyachten erzielt. Die besten Kunden sind russische und arabische Milliardäre, Oligarchen und Scheichs, die durchaus schon mal 20 bis 25 Millionen Euro nur für die Inneneinrichtung ihrer „Super-Mega-Yachten” ausgeben. Diese haben dann eine Länge von über 150 Metern und eine stehende Besatzung von 50 Leuten. Kulturelle Unterschiede fallen bei der Ausstattung ins Gewicht. Während sich auf amerikanischen Yachten viel an Deck in der Sonne abspielt, verbringen arabische Kunden ihre Zeit hauptsächlich unter Deck und investieren entsprechend mehr in die Innenraumgestaltung.

Auch für Villen in der Größenordnung von 5000 qm Wohnfläche fertigt man in Hellerau die Möblierung. Bei unserem Besuch war im Hintergrund in der Werkstatt ein gigantischer hölzerner Fensterrahmen mit plastisch herausgearbeiteter Holzmaserung zu sehen – dieser wird einmal das Alpenpanorama aus der Perspektive eines Schweizer Chalets in Szene setzen. Laut Dr. Hellmuth sind aber auch bei solchen Luxus-Projekten die Gewinnmargen für die Werkstätten sehr knapp kalkuliert. Die Arbeit mit sehr großen Holzpaneelen, Abwicklungen ganzer Baumstämme über 100 Meter, Einlagen von natürlichen Stoffen wie Perlmutt, sowie die zahlreichen Veredelungsstufen zur Erzeugung des oft gewünschten Hochglanz-Finish, lassen zudem praktisch keine Toleranz für Ungenauigkeiten oder handwerkliche Fehler. Und die Fertigung einer einzigen Tür, in entsprechender Ausführung, kann so schon mal mehrere Monate in Anspruch nehmen. In gewisser Weise wiederholt sich hier die Designgeschichte, denn auch William Morris war trotz seiner sozialistischen Ideale letztendlich Zulieferer von Luxuswaren für die ganz Reichen. Kunsthandwerkliches Unikat und Demokratisierung des Designs sind eben nicht kompatibel.

Bezeichnenderweise bringen die solventen Kunden ihre eigenen Designer und Schönheitsideale mit und die Deutschen Werkstätten Hellerau beschränken sich allein auf die detailgenaue Umsetzung. So zum Beispiel für die Inneneinrichtung der Yacht „A”, die von Philipe Stark für ein russische Paar entworfen und 2008 zu Wasser gelassen wurde. „Wir können und wollen uns kein Urteil über den Geschmack unserer Kunden erlauben”, so Anette Hellmuth diplomatisch. Und später fügt sie noch hinzu: „Wir sind immer sehr dankbar für eine gewisse Realitätsnähe der Entwerfer.” Es überrascht kaum zu hören, dass Kunden in diesem Preissegment kein „Nein” als Antwort akzeptieren. Was nicht passt wird passend gemacht, und Geld spielt für die Auftraggeber eine untergeordnete Rolle. Großer Wert wird hingegen auf Diskretion gelegt, weshalb die Mitarbeiter der Werkstätten meist nicht über konkrete Projekte sprechen dürfen.

Zu guter Letzt erklärt Anette Hellmuth noch, dass für das Unternehmen eine möglichst geringe Fluktuation der hochspezialisierten Fachkräfte wichtig ist – nicht nur um Fehler zu vermeiden – sondern auch weil der Wissenstransfer über entsprechende Datenbanken nur sehr bedingt funktioniert. Die Ingenieure und Tischler der Deutschen Werkstätten Hellerau arbeiten oftmals außerhalb der Grenzen ihrer konventionellen Ausbildung, die Fertigung von Unikaten in der Haute Couture der Holzverarbeitung erfordert sowohl handwerklich als auch intellektuell besondere Problemlösungsfähigkeiten und Materialkenntnisse, da jede Aufgabe ganz neue Herausforderungen mit sich bringt. „Wir brauchen Solisten, die im Orchester spielen können.” Der hohe Anspruch und das Vertrauen in spezialisierte Teamplayer, sowie insbesondere der Respekt des Arbeitgebers vor dem Wissen der Mitarbeiter, sind Werte die auch für die Designbranche als Ganzes von großer Bedeutung sind.

 



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Neonworx und Wir Gestalten Dresden

Man könnte meinen, noch so ein unvermeidlicher Co-Workingspace, wie sie in den letzten Jahren allenthalben in jeder sich als groß oder größer empfindenden Stadt aus dem Boden schießen. Bereits kurz nach der Begrüßung durch Aram Haydeyan, einem der Köpfe von Neonworx, wurde klar: Hier gibt es ein durchdachtes Konzept, das in jederlei Hinsicht überzeugt. Dies insbesondere mit Blick darauf, dass die Nutzungsmöglichkeiten auf die spezifischen Anforderungen einer Stadt wie Dresden zugeschnitten sind. So unterscheiden sich die 2 ½ Etagen in der Marienberger Straße 20 mitten in Dresden auffallend von den bekannten Konzepten eines Betahauses zum Beispiel. Das heißt, es gibt nicht hauptsächlich große Räume mit diversen Tischen und Verteilerdosen, an denen man sich tageweise niederlässt. Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass dieses Modell in Dresden nur bedingt funktioniert. Folgerichtig liegt der Schwerpunkt auf der Vermietung von Büroräumen auf Zeit, wobei das „auf Zeit“ durchaus länger werden kann. Sie selbst formulieren es wie folgt:

 Das besondere an unserem Dresdner Modell ist dabei, dass wir nicht nur ein CoWorking Space sind. Wir sind eigentlich drei, mit jeweils anderen Raumkonzepten, anderen Mietern und verschieden langen Mietlaufzeiten. Jedoch befinden sich alle am selben Ort und können sich somit nicht nur zentrale Einrichtungen und Ressourcen teilen, sondern eben auch die Community aus Unternehmen, Selbstständigen, Start-ups und Studenten. Man kennt sich, man spricht miteinander und jeder profitiert davon. Wir sind kein Gründerzentrum, kein Cluster der Kreativwirtschaft, kein Thinktank, wir gehören auch nicht zur Dresdner Forschungslandschaft. Oder doch?
(http://www.neonworx.de/team/, 21.04.2015)

2015-04-16 um 15-36-29Kickertisch vor Wandmalerei im Forum

2015-04-16 um 16-42-41Element des Leitsystems im Co-Workingspace

Abgesehen von den notwendigen vertraglichen Regelungen für die Überlassung des Arbeitsplatzes gibt es bemerkenswert wenige die (gemeinsame) Zeit strukturierende Maßnahmen, keine regelmäßigen Meetings, Workshops oder Ähnliches, Kicker und Tischtennis zum Ausgleich. Erfreulich jedoch, dass sich gemeinsame, wirtschaftlich relevante Projekte aus der räumlichen Nähe ergeben haben. Die gemeinschaftlich genutzten Bereiche kommen in einheitlichem, durchdachtem Design daher. Konzept und Design des Co-Workingspaces sind Teil der Abschlussarbeit von Aram Haydeyan, wie wir im Gespräch erfahren.

Im Anschluss an das Gespräch mit Neonworx stellt Sophia Kontos Wir Gestalten Dresden e.V., den Branchenverband der Kreativwirtschaft in Dresden, vor. Was gleich auffallen musste: In Dresden gibt es mehr bildende Künstler als Designer. Ansonsten erfuhren wir von seiner Einzigartigkeit, da er Ergebnis einer Initiative von unten ist und in die kommunale Strategie aufgenommen wurde. Man arbeitet eng mit Kreatives Leipzig und Kreatives Chemnitz zusammen.

Zum Abschluss unseres Besuches stellt Viola Lippmann, eine der Mieterinnen, ihre Arbeit und ihre aktuellen Projekte vor. Aus der traditionellen Spiezeughochburg Erzgebirge kommend, geht sie in Kindertagesstätten und arbeitet mit den 4- bis 6-Jährigen kreativ. Die Bonmots der Kindergärtnerinnen, in deren Einrichtungen Frau Lippmann aktiv ist, sind Legende: „Wenn wir Sie engagieren, können wir kein Spielzeug kaufen“. Die Begeisterung der Kinder, ihre Fantasie und Kreativität zu sehen, machte Spaß. Am Ende nicht viel anders als bei „Design macht: Schule“, weshalb man schnell ins Gespräch gekommen ist und sich einig war, dass Kreativität in unseren Bildungseinrichtungen einen immer größeren Stellenwert gewinnen wird.

2015-04-16 um 17-22-05Gespannte Aufmerksamkeit beim Vortrag von Viola Lippmann

Text: Victoria Ringleb, AGD-Geschäftsführerin, Fotos: Harald Wanetschka, Bremer VisKom

 

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Wenn kein Schnitt daneben geht …

Besuch des FabLab DD des Konglomerat e.V.

Auf dem Nachmittagsprogramm standen Führungen und 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollten das FabLab Dresden kennenlernen. Und sie wollten mehr, abtauchen in die Maker-Szene und selber probieren.

Vorab für die, die mit dem Begriff FabLab nichts verbinden, eine kurze Erklärung. Es handelt sich Räume und Werkstätten, in den Menschen eigene Ideen und Entwürfe in Werkstätten und mittels professioneller Rapid Prototyping Hardware umsetzen können. So bietet ein FabLab einen niederschwelligen Zugang zu modernen digitalen Fabrikationstechnologien. Der Fokus liegt dabei auf günstigen und einfach zu erlernenden Techniken und Prozessen. Das Angebot der FabLabs und offenen Werkstätten ist sehr unterschiedlich, aber alle eint das kollaborative Arbeiten und das Machenwollen.

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Zurück zum Nachmittag – die Straßenbahnen brachten uns quer durch Dresden zum Ziel und wir erreichten das FabLab in einem bis vor kurzem leerstehenden Industriegebäude. Ina, Paul und Matti empfingen uns und gaben einen kurzen Überblick über den die Räume und die Maschinen, die Möglichkeiten und den Verein Konglomerat e.V.. Danach folgte die Einführung für den Umgang mit dem Hautprotagonisten des Nachmittages, dem Lasercutter. Zur Begeisterung aller ist die Bedienung einfach. Die Daten werden in Illustrator erzeugt, im Druckdialog wird nur noch der Lasercutter ausgewählt und let’s cut. Einfacher geht es nicht. Nicht nur auf Zweizehntel genau schneidet der Laser, er kann auch gravieren. Paul zeigte uns einige Beispiele und nun wollten alle selbst aktiv werden.

Es wurden kleine Gruppen gebildet, die sich die bereitgestellten Rechner teilten. Kollaboration pur und ein emsiges Treiben setzte ein – wir waren drin, wir waren Teil der Maker-Szene. Von da an war der Lasercutter im Dauerbetrieb und unterschiedlichste Materialien wurden getestet. Der Hinweis, dass letztens jemand versucht hatte sein Macbook zu gravieren, machte neugierig. Doris probiertes es mit ihrer iPad-Hülle und siehe da, es klappte. Ein iPhone landete dann doch nicht auf dem Lasertisch, das oben erwähnte Macbook hatte zwar eine tolle Gravur, aber sollte wohl nicht mehr funktioniert haben.
Nach zweieinhalb Stunden war leider Schluss und ein paar Objekte haben Ina, Paul und Matti noch nach unserem Abschied fertig gelasert, dafür auch an dieser Stelle vielen Dank! Die Zeit war zu kurz, wir hätten gerne noch länger bleiben wollen. Und hätte jeder seinen eigenen Rechner dabei gehabt – die Nacht wäre zum Tag geworden.

Insgesamt war der Besuch im FabLab ein toller Ausflug und zeigte deutlich, dass kein Designer Berührungsängste haben muss. Machen war noch nie so einfach.

Text + Fotos: Torsten Meyer-Bogya

2 Gesprächsbeiträge

  1. Dominik Karch www |

    Der Workshop sieht und klingt sehr interessant! Wird es denn noch einen weiteren Kurs dieser Art geben?

  2. AGD-Redaktion |

    Guten Tag, lieber Dominik Karch,
    da es eine ganze Reihe von Workshops an diesem Tag gab: Meinen Sie einen speziellen?
    Oder die ganze Serie? Die wird es in dieser oder ähnlicher Form auf der nächsten AGD-Jahrestagung Mitte April 2016 geben.
    Gruß aus Braunschweig, Andreas Maxbauer

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